Jutta Maria Herrmann – Schuld bist du

Psychothriller Schuld bist du Jutta Maria Herrmann Knaur Verlag

Das Subgenre des Psychothrillers trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Es ist das Spiel mit der Wahrnehmung, das die Spannung erzeugt. Der Leser bleibt in der Regel lange Zeit im Unklaren darüber, was real ist und was nicht. Die Hauptfigur steckt in einem schweren Konflikt und es geschehen seltsame Dinge, die sich erstmal nicht zufriedenstellend erklären lassen. Bis sich zum Ende hin (vielleicht) alles aufklärt. Des Rätsels Lösung! Was ist Wahn, was ist Wirklichkeit?

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Katja Bohnet – Messertanz

Thriller Messertanz Katja Bohnet Knaur Verlag

Dass man es bei diesem Thriller mit einem sprachlich geschickten Werk zu tun bekommen könnte, ahnt man schon, wenn man sich das kurze Interview mit der Autorin durchliest, das der Verlag vor der Veröffentlichung des Buches auf seiner Homepage online stellte.

Die Antworten, die Katja Bohnet auf Fragen wie »Neben der Arbeit als Schriftstellerin – was wären alternative Berufe für Sie? Und warum?«, »Welches Buch sollte jeder einmal gelesen haben?« oder »Was ist ihre Lebensphilosophie?« gibt, lauten: … mehr erfahren

Martin Krist – Der Tod steckt im Detail

Kurzgeschichten Der Tod steckt im Detail Martin Krist Luzifer Verlag

Ich muss zugeben, Kurzgeschichten werden von mir meist eher stiefmütterlich behandelt. Nicht, weil ich diese Erzählform nicht anerkenne, ganz im Gegenteil erscheint es mir eine besondere Kunst zu sein, die Idee zu einer Geschichte in kurzer Form zu halten und sie trotzdem auf den Punkt genau Wirkung entfalten zu lassen.

Und doch bleibt von einer Kurzgeschichte meist nur ein flüchtiger Eindruck, ein kurzer Gruß des Autors, ein Winken im Vorbeigehen. Die Kurzgeschichtensammlung »Der Tod steckt im Detail« von Martin Krist macht allerdings etwas ziemlich Geniales. … mehr erfahren

Oliver Ménard – Federspiel

Thriller Federspiel Oliver Ménard Knaur Verlag

Aufmerksam geworden durch eine aufwendig gestaltete Doppelseite in der Programmvorschau des Knaur Verlages, versprach ich mir von Oliver Ménards »Federspiel« nach dem Lesen des Klappentextes dann doch erst einmal keine allzu großen Überraschungen. Eine junge Frau (Moderatorin) wird entführt, eine andere junge Frau (Journalistin) nimmt die Verfolgung auf und alles hängt irgendwie mit einem Serienmörder aus DDR-Zeiten zusammen und spielt in Berlin und Umgebung. Hmhm, na ja, warum nicht. … mehr erfahren

Jakob Arjouni – Happy birthday, Türke!

Kriminalroman Happy birthday, Türke! Jakob Arjouni Diogenes VerlagDiesen Kriminalroman fand ich so großartig, dass ich gar nicht weiß, wohin mit all meiner Freude. Bücher, die so richtig begeistern, sind immer etwas besonderes und »Happy birthday, Türke!« mit Worten gerecht zu werden, ist gar nicht so einfach. Wenn ein Roman es mir so richtig angetan hat, neige ich außerdem zur Glorifizierung. Aber wenn eine Geschichte, in meinen Augen, so verflixt genial erzählt wird, so rund, so zufriedenstellend in allen für mich relevanten Punkten, ja was bleibt mir da mehr, als euphorisch zu sein.

 

Privatdetektiv – like a pro

Besonders, da ich von Hause aus eine Schwäche für diese Art von Detektivromanen habe. Der hartgesottene Privatdetektiv, der sein Whiskeyglas nicht nur in einem Zug leert, sondern es auch zerkaut, hinunterschluckt, aufsteht, loszieht und seinen verdammten Fall klärt. Für diese Art von Figurenzeichnung sollte man ein wenig Begeisterungsfähigkeit mitbringen, um Freude an den Geschichten um den Frankfurter Privatdetektiv Kayankaya zu haben.

Kemal Kayankaya, 26, Privatdetektiv in Frankfurt am Main, versteht wunderbar hessisch, aber kein Wort türkisch. Da fühlen sich schon die ersten auf den Schlips getreten, türkische wie hessische Mitbürger. In Ankara geboren, ist er nach dem Tod seiner Eltern in Frankfurt am Main aufgewachsen, ein hessischer Bub durch und durch, auch wenn seine Mitmenschen in ihm nur den Türken sehen. Es gibt viele Szenen, die das Thema aufgreifen und erstaunlich wenige Menschen in diesem Buch, die ohne Schranken denken können. Bedenkt man, dass »Happy birthday, Türke« in den frühen 1980er Jahren geschrieben wurde, fällt auf, dass … ja, was eigentlich? Dass auch in den 80er Jahren Alltagsrassismus überall anzutreffen war? Dass Menschen damals auch nicht klüger waren, nicht toleranter? Aber es gibt wie immer beide Seiten, die netten und die garstigen, auch im Buch. Damals und heute.

 

Fliegende Fäuste

Und das Buch will da auch gar nicht mit dem erhobenen Zeigefinger mahnen, zumindest kam es mir so nicht vor. Es bildet einfach die Realität ab, gerade was die sozialkritischen Themen angeht. Die Story selbst ist fiktiv und dabei ein absolut stimmiger Kriminalfall. Und es geht ordentlich zur Sache, ganz so, wie ich es mir bei einem Privatdetektiv-Krimi vorstelle. Es wird gepflegt ausgeteilt und eingesteckt, im Milieu ermittelt, man trifft sich in dunklen Gassen und in noch dunkleren Kneipen. Fäuste fliegen, ebenso die dicken Sprüche, und das alles mit einer klitzekleinen Prise Humor, einer Art Nonchalance.

Ganz der toughe Typ, der Kayankaya, trotz zerschlagener Nase. Zugeschwollenes Auge, Tritte in die Nieren, ach was, das macht doch nichts. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Ein Privatdetektiv auch nicht. Diese Attitüde macht für mich den Charme solcher Geschichten aus.

 

Das hat Charme

Charme hat auch die Art, wie Jakob Arjouni die Geschichte erzählt. Sehr konzentriert und doch mit ein paar Anekdoten hier und da kommt ein perfektes Lesetempo zustande, auf gerade einmal 170 Seiten entsteht eine Geschichte, die man auf 400 Seiten auch nicht besser hätte erzählen können. Es ist einfach alles drin, alles dran. Ein Privatdetektivkrimi, hard-boiled wie man es aus den USA kennt, aber dabei doch ganz verwurzelt in dem, was die damals noch deutsch-deutsche Geschichte prägte. Ein Kriminalroman mit einem starken Zeitgeist.

Jakob Arjouni hat neben zahlreichen anderen Romanen insgesamt 5 Bände der Kemal Kayankaya-Reihe geschrieben, der letzte Band „Bruder Kemal“ erschien 2012. Der Autor verstarb 2013 und hinterlässt mit seinem Werk einen der wichtigsten Wegsteine der jüngeren, deutschsprachigen Kriminalliteratur.

 

bewertung wortgestalt buchblog 5 sterneFazit: Ein wunderbares Stück Kriminalliteratur. Der Privatdetektiv Kemal Kayankaya ist mit seinen 26 Jahren noch nicht ganz so abgefuckt wie manch andere Ermittler in diesem Genre, hat aber trotzdem die nötige Tiefe und die richtige Einstellung, um als Figur zu funktionieren und zu begeistern. Ein Krimi, den man lesen sollte, wenn man sich ein umfangreiches Bild von der jüngeren, deutschsprachigen (Kriminal-)Literatur machen möchte.

Bewertung: 4,8 Punkte = 5 Sterne

Stil: 5/5 | Idee: 4/5 | Umsetzung: 5/5 | Figuren: 5/5
Plot-Entwicklung: 5/5 | Tempo: 5/5 | Tiefe: 5/5
Komplexität: 4/5 | Lesespaß: 5/5 | = 4,78 Punkte

 

 


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© Diogenes Verlag
Jakob Arjouni – Happy birthday, Türke!

Originalausgabe erschien im Buntbuch-Verlag 1985

und später 1987 im Diogenes Verlag

Taschenbuch | 176 Seiten | 9,90 EUR

Genre: Kriminalroman

Reihe: Privatdetektiv Kemal Kayankaya # 01

Schauplatz: Frankfurt am Main

David Gray – Kanakenblues

Hardboiled Kanakenblues David Gray Pendragon Verlag

Dass dieser Thriller eher bittere Medizin als leichtgelutschter Drops ist, verrät schon der Titel. Und in diesem Falle hält dieser auch, was er verspricht. Das Buch ist düster, die Handlung wiegt schwer, die Figuren sind verzweifelt, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, korrupt, zornig und skrupellos. Kurzum, dieser Roman ist großartig.

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