Ein Monat mit … französischer Spannungsliteratur

banner wortgestalt buchblog ein monat mit franzoesischer spannungsliteratur

In diesem Jahr ist Frankreich Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Das nehme ich zum Anlass, mich näher mit französischer Spannungsliteratur zu beschäftigen. Denn so richtig viele französische Kriminalromane habe ich noch nicht gelesen. Mal hier und da vereinzelt einen, aber so wirklich aufmerksam habe ich das nie verfolgt. Dabei bietet Frankreich eine enorme Auswahl und viele berühmte Namen.

Den Oktober verbringe ich also mit Autoren wie Léo Malet, Jean-Patrick Manchette, Dominique Manotti, Estelle Surbranche und noch einigen mehr. Meine Lektüreauswahl möchte ich in diesem Beitrag hier kurz vorstellen. Nicht dabei sind übrigens eine Handvoll Comics, die selbstverständlich auch zu so einem Schwerpunkt gehören, lasst euch da einfach überraschen.

Da es wieder nicht zu jedem Buch eine Besprechung geben wird, ist für Interessierte hier vielleicht schon der ein oder andere Literaturtipp dabei. Meine Zusammenstellung erhebt dabei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und soll keine exemplarische Reise durch die französische Kriminalliteratur werden. Ich habe mich lediglich bemüht, die mir bekanntesten und teilweise auch etabliertesten Namen zusammenzusuchen, gemischt aber auch mit einigen aktuellen Veröffentlichungen. Eben ein kleiner Aus-, bzw. Querschnitt von dem, was in Bezug auf Frankreich und Kriminalliteratur so möglich ist. Und natürlich ausgesucht danach, was gerade meinem Geschmack entspricht.

 

Die erste Runde Rezensionen …

ein-monat-mit-frankreich-part-01-wortgestalt-buchblog

… wird es zu diesen drei Titeln geben. Diese Bücher habe ich bereits im August gelesen und mit deren Besprechungen wird der Themenmonat starten. »Kommando Abstellgleis« von Sophie Hénaff ist ein wirklich gut gemachter Unterhaltungskrimi. »Der Block« von Jérôme Leroy ist an Aktualität kaum zu überbieten und ein besonderes Stück Literatur. Und »Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord«, der erste Band mit Kommissar Adamsbergh von der berühmten Fred Vargas ein Roman, um den man bei französischer Kriminallektüre auch nicht drumherum kommt. Zu allen dann in den nächsten Tagen mehr.

 

Malet, Pécherot und Amila

ein-monat-mit-frankreich-part-02-wortgestalt-buchblog

Hier beginnt dann mein zurechtgelegter Literaturstapel. »Das Leben ist zum Kotzen« ist der Auftaktband zu Léo Malets Schwarzer Trilogie. Geschrieben 1947 und inzwischen zu einem Noir-Klassiker erhoben. Neben seinen Romanen um den Privatdetektiv Nestor Burma also Lektüre, die in diesem Themenmonat nicht fehlen sollte. Dann »Nebel am Montmartre« von Patrick Pècherot, übrigens auch ein Trilogie-Auftakt, ist im Paris der Goldenen Zwanziger angesiedelt, aber jüngeren Schreibdatums (2001). Laut Klappentext schreibt Pècherot mit Humor und Ironie über die Zeit und der Roman stellt eine Hommage an Léo Malet dar. Passt also. Und bei »Mitleid mit den Ratten« von Jean Amila aus dem Jahre 1964 verspricht ein Zitat von Ulrich Noller (WDR) »Lesen wie Gott in Frankreich …« Na also bitte. Amila gilt als eher unbekannter Klassiker, ist zumindest wenig präsent. Das macht es umso interessanter.

 

Polar bei Polar und Liebeskind

ein-monat-mit-frankreich-part-05-wortgestalt-buchblog

»Tod auf Bewährung« von Didier Daeninckx spielt wie »Nebel am Montmartre« ebenfalls im Paris der Zwanziger Jahre, stammt aber aus dem Jahr 1984. Und gilt ebenfalls als Klassiker der französischen Kriminalliteratur. Ein Privatdetektiv, ein Komplott, man darf gespannt sein. Dann geht es weiter mit »Paris, die Nacht« von Jérémie Guez und »So kam die Nacht« von Estelle Surbranche. Zwei jüngere Werke von jüngeren Autoren Frankreichs. »Paris, die Nacht« verspricht auf 136 großzügig gesetzten Seiten ein kurzes aber gerade deshalb genau meinem Geschmack für diese Stoffe betreffendes Lesevergnügen zu werden. Und soll auch, man ahnt es schon, Auftakt zu einer Paris-Trilogie sein. Auf »So kam die Nacht« freue ich mich sehr! Es geht um Drogen, eine Auftragskillerin, das ganze mit dem Tempo eines Thrillers, klingt alles verflixt gut.

 

Izzo, Manotti und ein Advokat

ein-monat-mit-frankreich-part-03-wortgestalt-buchblog

»Total Cheops« ist vielleicht DAS Buch auf diesem Stapel. 1995 erschienen, ein Bestseller, ein Meilenstein, Auftakt zur Marseille-Trilogie und ich habe bisher ausschließlich Stimmen voll des Lobes gehört. Die Buchhändlerin Cornelia Hüppe aus der »Miss Marple« wird die komplette Trilogie in ihrer Krimi-Kolumne in diesem Monat hier vorstellen. Ich lese parallel Band 1 und bin sehr gespannt!

Dann Dominique Manotti, bekannt als die Königin des französischen Politkrimis und ebenfalls eines meiner vorab in der Erwartungshaltung favorisierten Bücher in diesem Monat. »Einschlägig bekannt« erzählt von Polizeiarbeit, schmutziger Politik, rassistischen Konflikten und den Pariser Banlieues. Und mit »Der Lumpenadvokat« von Hannelore Cayre noch etwas leichtere und spaßige Unterhaltung, so lässt zumindest der erste Eindruck vermuten. Es geht um einen schlitzohrigen Pflichtverteidiger, der vor allem Kleinkriminelle verteidigt. Und ja, natürlich erhoffe ich mir da ein bisschen etwas von dem zu finden, was ich an der TV-Figur Saul Goodman so liebe, werde den Roman aber nicht daran messen.

 

Varenne, Pelletier und Manchette

ein-monat-mit-frankreich-part-04-wortgestalt-buchblog

Ein weiterer aktueller Titel ist »Die Treibjagd« von Antonin Varenne. Ein Autor, den ich schon mit dem Roman »Die sieben Leben des Artur Bowman« auf meiner Leseliste hatte, nun ist es aber für den Themen-Schwerpunkt seine jüngste Veröffentlichung geworden, in der es um zwei rivalisierende Familien in einer abgelegenen Gegend im Zentralmassiv geht, um Clanstrukturen, düstere Wälder und einsame Helden. Mit Chantal Pelletier habe ich noch eine weitere weibliche Schriftstellerin für dieses Projekt gefunden. »Eros und Thalasso« hat recht durchwachsene Kritiken bekommen, der Klappentext vermeldet einen Kommissar und zwei Leichen, die das geruhsame Provinzleben in der Normandie stören. Solange es ein Normandie-Krimi ist, der auch tatsächlich mal von einer in Frankreich lebenden Autorin geschrieben wurde, bin ich aber doch fürs Erste schon mal zufrieden.

Und dann natürlich Jean-Patrick Manchette, ebenfalls ein Urgestein – wenn auch mehr in seiner Bedeutung als an Jahren – der französischen Kriminalliteratur. »Position: Anschlag liegend« wurde derweil auch verfilmt und handelt von einem Berufskiller, der hoch hinaus will. Manchette bedient eher die Hardboiled-Fraktion, gilt als Leitfigur der neuen Generation französischer Kriminalliteratur, so die Kritikerstimmen.

 

Und wenn noch Zeit ist …

ein-monat-mit-frankreich-part-06-wortgestalt-buchblog

… liegen diese drei Titel bereit. Arsène Lupin ist gerade im französischsprachigen Raum eine Kultfigur. Ganz ähnlich Sherlock Holmes und Miss Marple, allerdings bei uns nicht ganz so verbreitet. Der Meisterdieb aus der Feder von Maurice Leblanc ist auch mir noch unbekannt, 1914 erschienen und zumindest in Teilen noch beim Insel Verlag und bei Matthes & Seitz erhältlich. Dann »Die Erschaffung des Monsters«. Kein Roman, soweit ich das dem Verlagstext entnehme, sondern eine Reportage. Bzw. einzelne Reportagen über Marseille und seine sozialen Gegensätze, über Kriminalität, Perspektivlosigkeit, Radikalisierung und Korruption. Ein vermutlich sehr spannendes, aufschlussreiches Buch, dass für mich den Schulterschluss zu den Themen der Romane hier bilden wird. Und zuletzt noch »Die purpurnen Flüsse« von Jean-Christophe Grangé. Ein Thriller und ein Autor, der für mich zu solch einem Themenschwerpunkt gehört, und den ich gerne in Kombination mit seiner Verfilmung besprechen möchte. Mal schauen, ob dafür die Zeit noch reicht.


Finie!

So, das wäre es erstmal. Das sind all die Romane, die mir in Bezug auf französische Spannungsliteratur aktuell unter den Nägeln brennen. Wie immer erwarte ich nicht ansatzweise, dass ich alle hier vorgestellten Bücher in diesem Oktober lesen werde, das ist auch nicht das Ziel, aber aus diesem Fundus werde ich mich die nächsten Wochen nähren und euch vor allem auf Instagram auf dem Laufenden halten. Und natürlich hier auf dem Blog mit Besprechungen.

Außerdem bin ich hochmotiviert, mich an einem Rezensions-Kurzformat zu versuchen. Viele Blogger machen es vor, ich will auch, bekomme es nur immer nicht hin, mich kurzzufassen. Kreuzkruzifix! Die Kollegen von Kaliber.17 (Die übrigens auch einen kleinen Frankreich-Schwerpunkt planen, soweit ich es habe flüstern hören, also unbedingt auch dort immer mal vorbeischauen!) haben es mit ihrer Rubrik »Abgehakt« aber so schön vorgemacht, dass das auch gut werden kann. Und gerade für den Themenmonat wäre es eine feine Sache. Die ersten drei Besprechungen werden aber, da schon fertig, in gewohnt stöhnender und ächzender Länge antanzen.

So, genug der Worte. Danke für eure Aufmerksamkeit und lasst mich gerne wissen, ob ihr Bücher, Autoren oder Autorinnen hier aus dem Beitrag schon kennt, oder ob Tipps dabei waren, ob ihr mir Titel besonders empfehlen oder mit welchem ihr nichts anfangen könnt. Derweil, gehabt euch wohl und frohes Lesen allerseits!


Liste der Besprechungen:

05.10. – Jérôme Leroy: Der Block

09.10. – Fred Vargas: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord

12.10. – Sophie Hénaff: Kommando Abstellgleis

14.10. – Miss Marples Krimitipps: Die Marseille-Trilogie von Jean-Claude Izzo

28.10. – Martin Krists Krimikritik: Das Spiel mit der Angst von Louise Mey

Und hier geht es zum >Abschlussbeitrag.

12 Kommentare zu “Ein Monat mit … französischer Spannungsliteratur

  • 3. Oktober 2017 at 17:06
    Permalink

    Hach, wie fein :3
    Ich mag ja französische Autoren, weiß aber auch, dass dieses Land nicht bei jedem auf offene Ohren trifft. Mir egal, ich mag den Stil!

    “Kommando Abstellgleis” hab ich imme rnoch auf dem Schirm. Gibt ja inzwischen einen zweiten Band und bin daher auf deine Kritik gespannt!
    Vargas hab ich die Tage auch ins Visir genommen. Von ihm kenn ich kurioserweise noch gar nichts, obwohl ich mich ja gern ma in Frankreich umsehe – mmmh.
    Ach und die Treibjagd! Da bin ich auch auf deine Fazit gespannt, das hab ich ja schon durch 🙂

    Reply
    • 3. Oktober 2017 at 17:32
      Permalink

      Danke! Welche französischen Autoren und Autorinnen haben es dir besonders angetan? Ich erinnere mich noch an Bernard Minier, der war bei mir so mittelprächtig angekommen.

      Ja, der zweite Band von Hénaff erscheint Mitte Oktober, so um den Dreh rum wird dann auch meine Kritik zum ersten erscheinen. Fred Vargas ist übrigens eine Autorin. 😉 Fieses Pseudonym. Und auch recht speziell, aber schön. Fand ich. “Die Treibjagd” wurde ja vielfach gelobt, da bin ich gespannt, ob ich mich dem anschließe.

      Reply
  • 3. Oktober 2017 at 20:16
    Permalink

    Wow. Wir haben ja auch ein französisches Wochenende eingeplant, aber beim Blick auf deine Liste erblasse ich vor Ehrfurcht. Manchette, Malet und Amila wollte ich schon so lange mal lesen. Ich hoffe, du schreibst zumindest ein paar kurze Eindrücke zu jedem Buch.

    Reply
    • 3. Oktober 2017 at 20:59
      Permalink

      Vielen Dank! Mal schauen, was davon ich schaffe! Auf Amila bin ich auch besonders neugierig! Ich werde mich wirklich bemühen, zu den meisten Titeln wenigstens einen kurzen Leseeindruck zu verfassen. Mindestens auf FB oder Instagram wird aber zu lesen sein, wie mir die jeweilige Lektüre gefällt und auch, was ich lese. 🙂 Bin aber auch tierisch gespannt auf euer Wochenende dazu!

      Reply
  • 3. Oktober 2017 at 21:26
    Permalink

    Eigentlich sollte ich da gleich mitlesen. Léo Malet, Jean-Patrick Manchette, Dominique Manotti, Estelle Surbranche, Fred Vargas – alles Autoren, von denen ich ungelesene Bücher zu Hause habe und die ich noch nie gelesen habe.
    Aber ich habe so meine literarischen Probleme mit Franzosen und Italienern, und kann nicht mal sagen, woran das wirklich liegt. Manche beschreiben mir zu viel von dem drumherum, andere haben eine so blumige Erzählweise, dass mir die Gesichtshälfte einschläft. Vielleicht habe ich aber auch einfach nur die falschen gelesen?

    Varenne aber habe ich gelesen und da gefiel mir Die sieben Leben des Artur Bowman viel besser; Treibjagd habe ich sogar gar nicht fertiggelesen.

    Wünsche dir ein tolles französisches Monat und würde mich auch freuen, wenn du ein paar Zeilen zu den Büchern hinterlässt. (Dann kann ich nämlich gleich mal etwas aussortieren *lach*).

    Reply
    • 4. Oktober 2017 at 15:42
      Permalink

      Ich will mit diesem Schwerpunkt auch ein paar Leselücken schließen, es gibt einfach so viele spannende Autoren zu entdecken, und dann haut der Markt jeden Monat mehr und mehr Neuerscheinungen raus, man weiß immer gar nicht, wo man zuerst hin”lesen” soll. 😉

      Also mit allzu viel Beiwerk und Drumherumgerede kann ich in Romanen (zumeist) auch nicht viel anfangen, ich habe da aber bisher nicht den Eindruck, dass das französische Autoren bevorzugt tun, ich denke eher, dass das eine Frage des jeweiligen Stils ist, oder? Blumige Erzählweisen, da kannst du mich mit jagen, weißt du ja. Insofern,ich denke nicht, dass das bei Manchette oder Manotti der Fall ist. 😉 Fred Vargas ist sicher Geschmackssache, da muss man in der richtigen Stimmung sein, denke ich, und ja, das ist schon sehr ruhig und beobachtungsreich.Bei Léo Malet bin ich gerade mit meinem ersten Nestor Burma so gut wie durch und muss sagen, das haut mich jetzt auch nicht so vom Hocker, da bin ich dann mal auf “Das Leben ist zum Kotzen” gespannt. Gespannter.

      VIelen Dank auf jeden Fall, ich werde schauen, dass ich so viele Eindrücke wie möglich festhalte und nachher mit einer Handvoll Autoren aus diesem Monat gehe, die ich gerne weiterlese. 🙂

      Reply
  • Pingback: Jérôme Leroy - Der Block

  • 5. Oktober 2017 at 21:14
    Permalink

    Also ich habe auch gerade französische Wochen hinter mir 😉 Varennes “Die Treibjagd” hat mich schwer begeistert (ganz im Gegensatz zur Leserin ;-)), ist für mich einer der besten Krimis des Jahres. Hénaffs “Kommando Abstellgleis” fand ich sehr charmant, Pujols “Monster” sehr aufwühlend und augenöffnend und Meys “Das Spiel mit der Angst” lese ich gerade – ist auch sehr solide. Leroys “Der Block” habe ich schon vor längerem gelesen, fand ich auch ziemlich beeindruckend. Ich habe die französische Kriminalliteratur neu zu schätzen gelernt!

    Reply
    • 6. Oktober 2017 at 11:25
      Permalink

      Also aus der Krimibloggerrunde häufen sich doch die positiven Stimmen zu Varennes Treibjagd, ich bin sehr gespannt, wie es mir gefallen wird! Ja, “Kommando Abstellgleis” hatte Charme, das trifft es, und ich werde mir hier auch in jedem Fall den zweiten Band gönnen. Gerade auch für Zwischendurch ganz angenehm zu lesen.

      Sehr spannend, deine Einschätzung zu “Monster” zu hören, danke! Augenöffend klingt gut, ja, soetwas in der Art hätte ich mir da auch erhofft. Meys “Spiel der mit der Angst” wird Martin Krist Ende des Monats in seiner Kolumne hier besprechen, da bin ich dann auch sehr gespannt, wie das Urteil ausfällt, ich liebäugel auch noch damit. Aber klingt ja wirklich wunderbar, wenn dir die Beschäftigung mit französischer Krimiliteratur so viel gebracht hat, ich hoffe sehr, dass ich da mit ähnlichen Erfahrungen abschließen werde. 🙂

      Hab vielen Dank für deinen Kommentar!

      Reply
  • Pingback: Das literarische Sonntagsfrühstück: #4/2017 – Die Leserin

  • Pingback: Fred Vargas - Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord

  • Pingback: Sophie Hénaff - Kommando Abstellgleis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert