Donald E. Westlake – Fünf schräge Vögel

Gaunerkomödie Fünf schräge Vögel Donald E. Westlake Atrium VerlagAkinzi hat ihn, Talabwo will ihn, Dortmunder soll ihn stehlen. Den Balabomo-Smaragd. Ein Edelstein von hohem ideellen Wert. In Zahlen macht das schlappe 500.000 Dollar. Und Akinzi und Talabwo sind nicht etwa zwei Jungs aus der Bronx, sondern verfeindete afrikanische Stämme, die sich nicht einig werden konnten, wer nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft die Vorherrschaft im Land übernehmen sollte. Nach einem gepfefferten Bürgerkrieg stellt nun jeder Stamm sein eigenes Land. Uneinigkeit herrscht aber weiterhin darüber, in welchem Besitz sich das heilige Symbol des Stammes, der Balabomo-Smaragd, befinden sollte.

 

Die Ausstellung

Momentan nennt ihn Akinzi sein Eigen, im Rahmen einer Ausstellung befindet sich der Stein selbst aber in New York City. Und aus genau dieser Ausstellung soll John Dortmunder (Der heißt übrigens so wie die Stadt, weil sein Autor in einer Bar eine DAB-Bier-Leuchtreklame gesehen hat und sich dachte, das wäre doch ein feiner Name. Kein Scherz.) im Auftrag des Botschafters des Landes Talabwo, Major Iko, den Smaragd stehlen. Dortmunder ist ein gewiefter Dieb, der gerade die zweite Haftstrafe seiner Karriere abgesessen hat. Ein erstes und untrügliches Anzeichen dafür, dass er zwar ein professioneller Ganove, das Glück ihm aber nicht immer hold ist. Da sich jedoch ehrliche Arbeit nicht mit seinen Vorstellungen von beruflicher Erfüllung in Einklang bringen lässt und Gelegenheit bekanntlich Diebe macht, nimmt Dortmunder das Jobangebot von Major Iko an, das ihm sein alter Kumpel Kelp vermittelt und willigt ein, den Edelstein für den Major zu beschaffen.

 

Das Team

Ein Team muss her. Zusammen mit seinem Kompagnon Kelp rekrutiert Dortmunder den Geschwindigkeitsjunkie und Experten für motorisierte Fortbewegungsmittel jeglicher Art Stan Murch, den Spezialisten für das Öffnen Schlösser jedweder Beschaffenheit Roger Chefwick und den Fachmann für alle anderen Nöte Alan Greenwood. Jede dieser Figuren hat Autor Donald E. Westlake mit einem charmanten Spleen ausgestattet, nichts aufdringliches, aber doch markant genug, um am Ende der Geschichte ein ganz klares Bild dieser fünf schrägen Vögel im Kopf zu haben. Eine sehr effektive Figurenzusammenstellung, die einfach funktioniert. Und ein Team, das seinen Auftrag in harmonischem Einklang und hoch motiviert angehen will.

Was dann alles passiert, konnte so keiner der Beteiligten ahnen, beschert dem Leser aber eine wirklich famose Gaunerkomödie. Denn dieser Smaragd ist einfach nicht zu kriegen. Und aus einem Einbruch werden zwei, dann drei, dann vier und damit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Die Orte, an denen Dortmunder und sein Team einsteigen, werden von Mal zu Mal absurder, die Methoden, derer sie sich bedienen, abenteuerlicher und das Schöne ist, die Jungs denken groß und machen, um ihr Ziel zu erreichen, auch schon mal eine Diesellok oder einen Helikopter zum Fluchtfahrzeug und schrecken nicht davor zurück, in eine Zelle in einem Polizeirevier oder in eine Hochsicherheitsnervenheilanstalt einzubrechen. Dabei entstehen so viele aberwitzige Szenen, herrlich absurd und schön klamaukig, ohne lächerlich zu wirken.

 

Die Komödie

Die Geschichte ist in ihrer Art sicher nicht sonderlich tiefgründig. Auch kratzt sie nicht ernstlich an gesellschaftskritischen Themen oder durchleuchtet seine Figuren bis in den hintersten Winkel ihres Charakters. Aber das muss sie an dieser Stelle auch gar nicht. „Fünf schräge Vögel“ ist eine auf beste Art kurzweilige und unterhaltsame Komödie, die in dieser Hinsicht alles richtig macht. Die Figuren sind im Prinzip selbsterklärend, das Tempo ist zügig, die Handlung unkompliziert und, der für mich stärkste Punkt, die Erzählweise ist sehr dialoglastig. Das lässt kaum Längen entstehen, bietet immer Platz für einen amüsanten Schlagabtausch zwischen den Protagonisten, für Situationskomik und macht die Szenen dynamisch. Lockerer kann man eine Gaunerkomödie kaum gestalten. Humor ist letztens Endes immer Geschmackssache, ich hatte aber beim Lesen immer wieder ein breites Feixen im Gesicht und musste an einigen Stellen meine Erheiterung auch akustisch zum Ausdruck bringen. Da sind schon ein paar gute Lacher dabei!

 

Der Autor

Der 2008 verstorbene Autor Donald E. Westlake, der unter dem Pseudonym Richard Stark mit seiner Reihe um den Berufsverbrecher Parker eine finstere Ikone der Kriminalliteratur schuf, legt mit dem Dieb John Archibald Dortmunder eine etwas leichtere Serie vor. Die Reihe umfasst insgesamt 14 Bände und eine Kurzgeschichtensammlung. Der erste und hier vorliegende Roman „Fünf schräge Vögel“ erschien 1970 und wurde zwei Jahre später mit Robert Redford in der Rolle des John Dortmunder und unter dem Titel „Vier schräge Vögel“ (Kürzungen überall, ein Gauner wurde für den Film wegrationalisiert) verfilmt.

In den 1970er Jahren wurden die ersten vier Bände der Reihe um John Dortmunder bei Ullstein, stark gekürzt übersetzt, veröffentlicht. Die hier vorliegende Neuveröffentlichung aus dem Atrium Verlag ist eine erstmals vollständige Übersetzung und weckt bei mir Wunsch und Hoffnung, dass die Reihe in dieser wunderbaren Ausstattung hoffentlich weitergeführt werden kann!

 

bewertung wortgestalt buchblog 5 sterneFazit: „Fünf schräge Vögel“ ist ein Sammelsurium aberwitziger Einbrüche, famos amüsant erzählt. Eine sehr lockere und unterhaltsame Gaunerkomödie, die Spaß macht, bei der man seinen Kopf ausschalten kann und trotzdem nicht unter Niveauverlust leiden muss.

Bewertung: 4,44 Punkte = 5 Sterne

Stil: 4/5 | Idee: 5/5 | Umsetzung: 5/5 | Figuren: 5/5
Plot-Entwicklung: 4/5 | Tempo: 5/5 | Tiefe: 3/5
Komplexität: 4/5 | Lesespaß: 5/5 | Ø 4,44 Punkte

 

 


Buchcover Donald E. Westlake Fünf schräge Vögel
© Atrium Verlag

Donald E. Westlake – Fünf schräge Vögel

Originalausgabe »The Hot Rock« (1970)

aus dem Amerikanischen übersetzt von Tim Jung

März 2016 im Atrium Verlag

gebundene Ausgabe | 288 Seiten | 19,99 EUR

Genre: Kriminalroman / Gauner-Komödie

Reihe: John Dortmunder # 01

Schauplatz: New York City

6 Kommentare zu “Donald E. Westlake – Fünf schräge Vögel

  • 11. April 2016 at 19:47
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    Das hört sich doch sehr gut an, Titel ist schon mal vorgemerkt. Mein letzter Westlake (neben Parker) liegt schon ein paar Jahre zurück. "Mafiatod" aus der leider ebenfalls eingestellten deutschen HardCaseCrime-Reihe.
    LG
    Thomas
    (Tommi und die Schmöker)

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  • 11. April 2016 at 20:16
    Permalink

    Die Reihe hatte tolle Titel, wirklich schade drum! 🙁

    Aber vielleicht schafft es ja wenigstens die Dortmunder-Reihe, weiter übersetzt zu werden, wenn es schon bei Parker nicht klappt. Lese die ja nun in Englisch weiter und werde das bei Dortmunder auch so handhaben, die machen einfach zu viel Spaß, aber es ist so schade, dass sich nicht mehr Leser finden.

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  • 13. April 2016 at 23:23
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    Huch, übersehen, da ist sie ja schon 😀

    Und wow, ja, das ist was für mich!
    Noch ein Buch für nächsten Monat!
    Und wehe die Reihe wird nicht brav fortgesetzt!!

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  • 15. April 2016 at 10:39
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    Yay 😀
    Vielleicht sack ich es ja bei Miss Marple ein 😀
    *gnihihi* Baaaaaaald *hände reib* Quasi wenn ich das nächste mal frei hab, bin ich schon bei dir 😀
    Zu viele Smileys hier…ich muss weg hier XD

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  • 15. April 2016 at 11:13
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    Au ja, da freut sich die liebe Miss, sie mochte das Buch ja auch so gern! 🙂

    Heute in einer Woche! 😀 Tihihiii!

    Reply

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