In ihrer Gast-Kolumne »Miss Marples Krimitipps« schreibt die Berliner Buchhändlerin Cornelia Hüppe einmal im Monat ihre aktuellen Krimi-Empfehlungen nieder, erzählt, welche Autoren sie begeistert, welche Geschichten sie fasziniert haben.
In der heutigen Ausgabe der neue Roman der französischen Autorin Dominique Manotti, »Kesseltreiben«.
Dominique Manotti – Kesseltreiben
Seit vielen Jahren ist Dominique Manotti eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen und ihre Bücher sind Beweise für meine These, Kriminalromane können auch hohe Kunst der Literatur sein.
Dieses neue Buch ist wieder ein Meisterwerk, ja, ein Hammer! Ein Wirtschaftsthriller vom Feinsten. Im Mittelpunkt steht ein französisches Unternehmen. Dieses wird von einem amerikanischen Großkonzern übernommen. Es heißt »Orstam« und natürlich denkt man automatisch an die »Altsom Affäre«, da man als langjährige Anhängerin von Manotti weiß, dass sie ihre Parallelen so erschreckend nah zur Realität zieht.
Ich gebe zu, Manotti macht es einem nicht einfach. Denn der Leser wird am Anfang des Buches damit konfrontiert, die Zusammenhänge zwischen einem Mafiosi aus Kanada, einem verhafteten Pariser Manager sowie einem »Diener« der Orstam-Direktion zu verstehen. Doch dann wird man immer stärker in all diese Welten einbezogen und versteht die Zusammenhänge.
Während des Lesens habe ich mich gefragt, ob Noria Ghozalie, Manottis Ermittlerin, richtig stark präsent war. Ich bin mir auch jetzt noch nicht so sicher, denn die Thematik steht so stark im Fokus. Doch zwischendurch erging es mir wie Noria, die es auch nicht leicht hat, das alles zu verstehen. Denn Orstam mauert, sie geben nur rudimentäre Informationen heraus. Auch französische Politiker scheinen da keine unbedeutende Rolle zu spielen und es wird auch die Korruption der Polizei beleuchtet.
In »Kesseltreiben« zeigt Manotti schonungslos die Machenschaften von Managern, Politikern und internationalen Geheimdiensten, die alles daran setzen, viel Geld in ihre eigenen Taschen zu wirtschaften. Sie schreibt ihre Wut heraus, wie sie es bereits in »Letzte Schicht« so beeindruckend getan hat. Es war das erste Buch, das ich von ihr las. Und seit diesem Buch bin ich Dominique Manotti verfallen. Auch weil sie so anders ist, in keine Schublade passt.
Mich hat immer dieser Ausdruck »Sie schreibt wie ein Mann.« geärgert, wieso sollte nur ein Mann so wütend und offen schreiben können? Sie hat den Mut, den Finger in die Wunde zu legen, sie benutzt ihr eigenes Stilmittel, doch sie ist trotz ihrer heiklen Themen nie düster. Sie wertet nicht, sie zeigt es uns einfach auf. Und das, was sie zeigt, ist es, was mich nach der Lektüre ihrer Bücher fassungslos und sprachlos macht.
Merci, Madame Manotti!
Dominique Manotti – Kesseltreiben | Argument/Ariadne | Euro 20,00
© Text verfasst von Cornelia Hüppe
Die Autorin dieser Kolumne:
Cornelia Hüppe ist die Inhaberin der Berliner Krimibuchhandlung »Miss Marple«. Sie hat nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin BWL studiert, 8 Jahre in dem neuen Beruf gearbeitet und fand es ganz scheußlich. Sie wollte »back to the roots« und eröffnete 2002 die »Miss Marple«.
Manotti ist natürlich ein Muss! Auch wenn ich noch nicht alle Backlist Titel von ihr kenne… aber die hole ich schon noch nach. Natürlich aber erst nach Kesseltreiben!
Aber – verrate mir, wie Du es geschafft hast, dass dieser Beitrag bei mir in der Spalte auftaucht, in der ich sonst nur Kommentare sehe… (oder hab ich was gemacht und weiß es nicht mehr?). Auf jeden Fall sehr genial…. ich weiß nicht, ob ich da alle Beiträge von Blogs denen ich folge, sehen möchte, aber Deine find ich da super. 😀
Beim Kommentieren hat es mir allerdings einen Fehler gebracht, so dass ich meinen Kommentar dann doch direkt auf Deiner Seite hinterlasse… 🙂
Huch, wie geht denn sowas?! Ich habe nichts aktiv dafür getan, jedenfalls nicht wissentlich. 🙂 Ein Pingback dürfte es von diesem Post auch nicht sein. Hm. Interessant! Vielleicht eine Art Wink mit dem Zaunpfahl?! Lies Manotti!!!!!
Ich habe auch erst damit angefangen, mich durch Manottis Backlist zu lesen, habe im April auch den ersten Band dieser Reihe hier gelesen (“Roter Glamour”) und fand den Schreibtstil so großartig eigen, da bin ich genau wie Miss Marple der Meinung, dass das wirklich Kunst ist, die Themen und die Sprache hier so zu verbinden, sehr sehr cool. Jetzt liegt Band 2 hier, “Einschlägig bekannt” und nächste Woche will ich mir dann “Kesseltreiben” auch direkt von Miss Marple mitnehmen. So bin ich die nächsten Tage/Wochen bestens versorgt. Man kommt im Moment irgendwie nicht so richtig voran mit dem Lesen wie sonst. Da reichen die Vorräte nun viel länger.
Ach, ich seh schon – mir fehlt noch ganz viel in Manottis Repertoire. Ich denke, ich bin ein wenig abgeschreckt von “Das schwarze Korps”. Ich hab es angefangen aber dann aufgehört weiterzulesen. Das spielt zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, in Frankreich. Und Du weißt ja, das ist nicht so meine bevorzugte Lesezeit…. nichtsdestotrotz konnte mir Manotti ja auch Themen näher bringen, die mich bisher noch gar nicht hinter dem Ofen vorlocken konnten, wie z. B. Fussball.
Also, Du hast schon recht – die Kombination von Themen und Manottis Stil ist unschlagbar. Irgendwann gehe ich “Das schware Korps” nochmal an und les es durch – ich bin mir sicher, am Ende bin ich begeistert.
Und “Kesseltreiben” ist dann schon der dritte Band einer Reihe? Mensch, ich bin wieder total uninformiert… seufz.
Ich hatte auch im letzten Herbst mal einen Roman von ihr angefangen und ihn nach knapp 50 Seiten wieder zur Seite gelegt, war einfach der falsche Zeitpunkt und ich nicht richtig bei der Sache. Aber beim nächsten Anlauf war es dann großes Kino. 🙂 Und ich lese ja gerade “Einschlägig bekannt” und habe den Eindruck, dass man die Reihe auch wirklich unabhängig voneinander lesen kann. Bin da ja sonst sehr strikt oder kritisch, aber hier. Also wenn dir “Einschlägig bekannt” mal über den Weg läuft, wärmste Empfehlung, ein richtig guter Polizeithriller!
Mea Culpa – ich hab Deine Antwort gesehen, gedacht ich antworte da abends drauf und schon war das in meiner Mailbox außer Sichtweise gerutscht… 🙁
Ich hab ja bemerkt, dass ich “Kesseltreiben” gar nicht als Rezi-Exemplar bestellt habe (warum auch immer), ist aber gar nicht schlimm, denn das gibt mir jetzt die Chance auch mit “Roter Glamour” zu beginnen. Auch wenn die Teile unabhängig voneinander zu lesen sind – “Roter Glamour” hab ich ja nun schon im SUB, so dass sich das anbietet. 😉
(“Einschlägig bekannt” steht da übrigens auch schon… räusper)
Das geht mir auch oft so mit den Mails, gaaaar kein Ding. “Einschlägig bekannt” war wirklich eindringlich und verdammt gut, gefiel mir insgesamt sogar besser als “Roter Glamour”, denke ich. Aber du bist ja bestens ausgerüstet, da kann nichts mehr schiefgehen! 😀
Ich habe es schon durch. Wie immer ein Genuss. La Manotti ist die Beste!
Ich bin gerade mitten in “Einschlägig bekannt” (Sooo gut!) und hole mir dann Ende der Woche auch den dritten in der Buchhandlung ab und freue mich darauf wie Bolle! 🙂