Kriminell Gelesenes im November 20.17

Banner Kriminell Gelesenes Martin Krists Krimikritik

In seiner Gast-Kolumne »Kriminell Gelesenes« stellt der Berliner Autor Martin Krist hier regelmäßig zum Monatsende seine aktuellen Lieblingsbücher vor – oder Bücher, die er lieber nicht gelesen hätte.

Auch am Ende dieses Monats zieht er Bilanz. Was war im November sein Lieblingsbuch – oder welches Buch hätte er lieber nicht gelesen?


© Rütten & Loening

Deon Meyer – Fever

Fast die ganze Menschheit stirbt an einem Fieber. Zu den wenigen Überlebenden gehören Nicolaas Storm und sein Vater William. Gemeinsam kreuzen sie durch Südafrika auf der Suche nach einem Neuanfang. Fündig werden sie in Amanzi, für William die Erfüllung eines Traums: eine neue Stadt, eine neue Gesellschaft, ein neues, friedliches Miteinander.

Domingo, einer der vielen, die sich ihnen anschließen, lässt allerdings keinen Zweifel, dass Frieden nicht ohne Krieg zu haben ist: »Wir sind Tiere. Soziale Tiere. Gezähmte, soziale Tiere. Mit der dünnen Lackschicht der Zivilisation überzogen. Brave Tiere, wenn die Welt in Ordnung ist, die gesellschaftlichen Bedingungen ungestört und normal sind. Werden diese Bedingungen allerdings gestört, scheuert die Lackschicht ab. Dann werden wir wild, wir werden zu Raubtieren, Mördern, wir jagen in Rudeln. Dann werden wir genau wie die Hunde. Deswegen ist das mein Mantra: Der andere will dich umbringen. Wenn du zögerst, bist du tot.« Domingo, ein Mann mit militärischer Vergangenheit, zögert nicht. Er tötet, um Williams Traum einer Zukunft gegen die brutalen, marodierenden Banden zu verteidigen.

Wer jetzt an die TV-Serie »The Walking Dead« denken muss, in der ein Zombie-Virus die Menschheit beinahe ausrottet, und eine Handvoll Überlebender sich auf die Suche nach einer neuen Stadt, einer neuen Gesellschaft, einem neuen, friedlichen Miteinander macht, der liegt gar nicht so falsch. William trägt Züge eines Rick Grimes, und Domingo hat mich ständig an Daryl Dixon erinnert.

Von diesen Parallelen abgesehen, hat Deon Meyer, bislang für vortreffliche Südafrika-Krimis bekannt, eine nicht minder beachtliche Dystopie geschaffen, in der viele kleine Wahrheiten und Weisheiten erfreuen, vor allem immer dann, wenn die Überlebenden auf ihre Vergangenheit zurückblicken: »Facebook! Das war für mich der Inbegriff von allem, was in der Gesellschaft schief lief. Warum? Alle hatten viele Freunde, aber es waren gar keine richtigen Freunde, es waren einfach nur Leute, denen man Fotos vom Frühstück, vom Mittagessen und von niedlichen Katzen posten konnte. So ein Scheiß! Als hätten sie sich in Wirklichkeit für diese Freunde interessiert. Nein, sie brauchten sie lediglich als Publikum. Facebook-Freunde waren Zuschauer, sonst nichts.«

 

Deon Meyer – Fever | Rütten & Loening | Euro 19,99

 

 

© Text verfasst von Martin Krist


Autor Martin Krist schwarz/weiß

Der Autor dieser Kolumne:

Martin Krist, geboren 1971, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er arbeitete viele Jahre als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Seit 1997 ist er als Schriftsteller tätig. Nach mehr als 30 Sachbüchern, darunter die Biografie über die Hamburger Kiez-Ikone Tattoo-Theo, die Punk-Diva Nina Hagen, den Rap-Rüpel Sido und die Grunge-Ikone Kurt Cobain, schreibt er seit 2005 Krimis und Thriller.

www.martin-krist.de

 

 

4 Kommentare zu “Kriminell Gelesenes im November 20.17

    • 30. November 2017 at 11:21
      Permalink

      Die Frage müsste Dir Martin beantworten, da ich das Buch selbst nicht gelesen habe. Der Klappentext klingt fast so, als würde man von beidem etwas darin finden. Ein Mix also?

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