Kriminell Gelesenes im Mai 20.17

Banner Kriminell Gelesenes Martin Krists Krimikritik

In seiner Gast-Kolumne »Kriminell Gelesenes« stellt der Autor Martin Krist hier regelmäßig zum Monatsende seine aktuellen Lieblingsbücher vor – oder Bücher, die er lieber nicht gelesen hätte.

Dieses Mal und auch in Zukunft wird hier statt der üblichen drei Titel der Fokus auf ein Buch gelegt, Martin Krist stellt euch ab sofort also sein aktuelles Lieblingsbuch vor – oder eines, das er lieber nicht gelesen hätte. Viel Spaß!


© btb Verlag

David Grann – Das Verbrechen

In diesem Monat mal keine Thriller, sondern ein True Crime-Titel, der sich dennoch wie ein spannender Krimi liest: Das ist vor allem der Verdienst von Autor David Grann, der mit ungeheurer Akribie nicht nur die Geschichte hinter einer der schlimmsten Mordserien Amerikas recherchierte, sondern zu guter Letzt deren wahres Ausmaß aufdeckte.

Alles begann am 24. Mai 1921: Mollie, eine Indianerin des stolzen Osage-Stammes in Oklahoma, verheiratet wie viele andere mit einem weißen Mann, macht sich Sorgen um ihre spurlos verschwundene Schwester. Als eine Woche später deren verwesende Leiche gefunden wird, ist dies nur der Auftakt einer Reihe brutaler Morde an den Osage.

Nun folgend hat David Grann sein Buch in drei »Chroniken« unterteilt: Die erste schildert den Schmerz, die Verzweiflung und das vergebliche Bemühen der Osage, den Mörder zu finden. Unterstützung von den Behörden finden sie lange Zeit keine, schließlich handelt es sich bei den Opfern doch nur um »wertlose Rothäute«.

In Teil 2, fünf Jahre nach dem Tod von Mollies Schwester, ergreift endlich das amerikanische Justizministerium Initiative und beauftragt J. Edgar Hoover, Direktor des neugegründeten FBI, mit den Ermittlungen. Dieser entsendet mit Tom White seinen besten Officer nach Oklahoma. Tatsächlich gelingt es diesem, einen skrupellosen Komplott aufzuklären: Die Indianer mussten sterben, damit die weißen Angehörigen in den Besitz ihrer Grundstücke gelangen konnten. Denn das Osage-Reservat birgt ein gigantisches Ölvorkommen.

Teil 3 setzt 80 Jahre später ein: Autor David Grann berichtet von seinen Recherchen und wie er in Gesprächen mit den Nachfahren der Osage dem ganzen Ausmaß der Mordserie auf die Spur kommt: Denn die Zahl der Toten, die das FBI damals offiziell bekannt gab, war nur ein Bruchteil, und sogar J. Edgar Hoover trieb erste Ränkespiele, für die er später noch gefürchtet werden sollte.

Fazit: »Das Verbrechen« ist ein Thriller, eine wahre Geschichte, obendrein ein schockierendes Geschichtsbuch, das einmal mehr zeigt, mit welcher Skrupellosigkeit die Ureinwohner Amerikas vernichtet wurden.

 

David Grann – Das Verbrechen | btb Verlag | Euro 20,00

 

 

© Texte verfasst von Martin Krist


Autor Martin Krist schwarz/weiß

Der Autor dieser Kolumne:

Martin Krist, geboren 1971, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er arbeitete viele Jahre als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Seit 1997 ist er als Schriftsteller tätig. Nach mehr als 30 Sachbüchern, darunter die Biografie über die Hamburger Kiez-Ikone Tattoo-Theo, die Punk-Diva Nina Hagen, den Rap-Rüpel Sido und die Grunge-Ikone Kurt Cobain, schreibt er seit 2005 Krimis und Thriller.

www.martin-krist.de

 

 

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