In seiner Kolumne »Kriminell Gelesenes« stellt der Autor Martin Krist regelmäßig zum Monatsende seine aktuellen Lieblingsbücher vor – oder Bücher, die er lieber nicht gelesen hätte.
Dieses Mal mit dabei: Stephen King, James Lee Burke und Dennis Lehane.
Stephen King – Mind Control
Stephen King schreibt Detektivromane. Er wäre allerdings nicht der Horror-King, würde er sich nicht an einer eigenen Genre-Interpretation versuchen.
In »Mind Control«, jüngst erschienen und nach »Mr. Mercedes« und »Finderlohn« der Abschlußband seiner Crime-Trilogie, kommt King endlich auf den Punkt. Fans haben es geahnt, denn der berüchtigte Massenmörder Brady Hartsfield liegt ausgerechnet auf Krankenhauszimmer 217. »Zimmer 217« stand bereits in Romanen wie »Shining« oder »Schlaflos« als Synonym für diabolischen Schrecken.
Und so sieht sich Detective Bill Hodges, ergrauter, angejahrter Sympathieträger aller drei Romane, erneut mit Hartsfield konfrontiert, in dem eine telephatische Killermacht erwacht. Kurzum: Wer klassische Detektivgeschichten mag, ist bei King falsch. Wer King liebt, liegt mit »Mind Control« genau richtig.
Stephen King – Mind Control | erschienen bei Heyne | Euro 22,99
James Lee Burke – Neonregen
Cop Dave Robicheaux fischt eine Frauenleiche aus den Sümpfen der Südstaaten. Dummerweise befindet er sich außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs, und die verantwortlichen Beamten scheren sich keinen Deut um die Tote.
Also ermittelt Robicheaux, moralisch durch und durch, auf eigene Faust. Statt hinterwäldlerischer Kleinkrimineller kommt er allerdings skupelloser Kartelle und nicht minder unduldsamer Bundesbehörden auf die Spur. Damit nicht genug, suchen ihn, dem Vietnam-Veteran und Ex-Alkoholiker, die Geister seiner Vergangenheit heim.
»Neonregen«, 1987 erstmals erschienen, außerdem Band 1 der inzwischen 17 Bände umfassenden Robicheaux-Reihe, ist nichts für eine rasche Lektüre. Burke nimmt sich Zeit für seine Figuren, deren Schicksal und Probleme, schafft dadurch eine dichte, gnadenlose Atmosphäre, der man dennoch in jeder Zeile die Liebe zu seiner Heimat Louisiana und New Orleans anmerkt.
Der Pendragon Verlag wagt sich an einen neuübersetzten Reboot der Serie. Schon im Oktober folgt mit »Blut in den Bayous« Band zwei. Bereits erhältlich sind dort zudem Band 7 »Mississippi Jam« und Band 16 »Sturm über New Orleans«.
James Lee Burke – Neonregen | erschienen bei Pendragon | Euro 17,00
Dennis Lehane – Ein letzter Drink
Ebenfalls keine Novität ist »Ein letzter Drink«. 1999 bereits erstmals als »Streng vertraulich« erschienen, hält sich der Diogenes Verlag, wo Autor Lehane seit geraumer Zeit eine Heimat gefunden hat, mit der Neuübersetzung dichter am Originaltitel: »A Drink Before the War«.
Und wahrlich ein Krieg bricht um das taffe Ermittlerduo Patrick Kenzie und Angela Gennaro aus, kaum dass sie mit der Suche einer diebischen Putzfrau beauftragt werden. Je dichter sie der Vermissten auf die Ferse rücken, desto klarer wird ihnen, dass sie für die falsche Seite kämpfen.
Zweifellos: Lehane gehört inzwischen mit zu den besten Krimi-Autoren weltweit. Den Grund dafür merkt man bereits seinem Debüt aus 1994 an: amüsant, dennoch düster, fintenreich, trotzdem auf den Punkt, und immer voller Action. »Ein letzter Drink« hat alles, was ein guter Krimi braucht. Und das beste: fünf Fortsetzungen, die Diogenes in den nächsten Jahren endlich wieder zugänglich machen will.
Dennis Lehane – Ein letzter Drink | erschienen bei Diogenes | Euro 16,00
© Texte verfasst von Martin Krist
Der Autor dieser Kolumne:
Martin Krist, geboren 1971, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er arbeitete viele Jahre als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Seit 1997 ist er als Schriftsteller tätig. Nach mehr als 30 Sachbüchern, darunter die Biografie über die Hamburger Kiez-Ikone Tattoo-Theo, die Punk-Diva Nina Hagen, den Rap-Rüpel Sido und die Grunge-Ikone Kurt Cobain, schreibt er seit 2005 Krimis und Thriller.
Steht doch schon läääängst auf der Wuli der Burke und der Lehane ist schon eingezogen und der King is ja eh nichts für mich. Unsre Geschmacksrichtungen sind einfach zu überschneidend, Herr Krist 😛
Ehrlich? King ist nichts für Dich? Hm … Wenn Du da mal nicht was verpasst. 😜
Nope, komme mit seinem Schreibstil nicht klar. Dann schau ich mir lieber seine zahlreichen Verfilmungen an 😀
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