Alter Schwede, ja wie cool war das denn?! 187 Seiten wie ein Film, Oslo Ende der 1970er Jahre als Schauplatz, der genauso gut Detroit, Chicago oder Boston sein könnte. Kurz vor Weihnachten, dicker Schnee, Eiseskälte, und Olav, kein alter Schwede, ein Norweger, ein Killer. Olav, der gutmütige Killer, der mit dem weichen Herz, mit dem schlichten Gemüt, der Geschichtenerzähler, kein cooler Macker, auch kein stiller Loneranger, einfach nur Olav.
Vielleicht nicht der Cleverste, aber sehr pragmatisch. Und mit einem Herzen, das Platz für ein ganzes Rudel flauschiger, kleiner, weißer Kaninchen hätte. Oder für die Frau seines Chefs. Ach Olav, es scheint, Du bist zu gut für diese Welt. Und das, obwohl du ein Killer bist.
Ich habe mich im Vorfeld über den Klappentext des Buches amüsiert. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man aus einer so banal klingenden Story eine ordentliche Geschichte machen kann und habe das Buch eigentlich nur gekauft, um genau dieser Frage auf den Grund zu gehen.
»Olav lebt das einsame Leben eines Killers. Als Killer ist es nicht unbedingt leicht, anderen Menschen nahezukommen. Doch jetzt hat Olav die Frau seiner Träume getroffen. Zwei Probleme stellen sich: Sie ist die Frau seines Chefs. Und Olav wurde gerade beauftragt, sie zu töten.«
(Quelle: Ullstein Buchverlage)
Nach dem Lesen des Buches verstehe ich den Ton des Klappentext erst richtig, ich habe da gerne mal ein Brett vor dem Kopf. Ich hatte zwar gehofft, dass etwas Gutes daraus wird, aber dass es so gut wird, ha, das hat mich umgehauen. Ich bin völlig begeistert, man sieht mich tanzend mit dem Buch in der Luft herumfuchteln, das ist beste Thriller-Unterhaltung, so wie ich sie aktuell am liebsten lesen mag.
Und das liegt vor allem daran, dass sich hier die Kollegen Hard-boiled und Noir treffen und auch der Pulp noch vorbeischaut, in einer Mischung, die komische Momente hat, die blutige Momente hat, die viel Atmosphäre hat, die sehr geradlinig und schnell erzählt wird, die aber auch ein wenig anrührend ist und, auch wenn das keiner hören will, in diesem harten Knochen von Thriller eine bezaubernd leise, fast poetische Liebesgeschichte birgt. Ja. Wer das nicht schön findet, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Und ich bin normalerweise kein Fan von diesen Dingen.
Aber verlieren wir nicht das Wesentliche aus den Augen, Olav ist ein Killer, dies ist ein Thriller und hier rollen Köpfe, es fliegen Kugeln, Blut färbt den weißen Schnee rot. Es sind raue Zeiten in Oslo, der Drogenhandel mit den Russen bestimmt die Geschäfte und jeder möchte gerne etwas vom Kuchen abbekommen. Und wer nicht teilen will, muss töten, oder so ähnlich.
Jo Nesbø erzählt diese Geschichte mit so vielen Zwischentönen, dass sie mir geradezu perfekt abgestimmt erscheint. Da fehlt nichts, da ist nichts zu viel, es ist, als würde der Spielautomat in der Eckkneipe drei rote Kirschen anzeigen. Volltreffer nennt man das.
Fazit: Kollegen Hard-boiled, Noir und Pulp treffen sich im Oslo der späten 1970er Jahre und lassen inmitten von Schnee und Kälte Blut fließen. Autor Jo Nesbø erzählt die Geschichte des Killer Olav mit vielen Zwischentönen, jeder einzelne davon klingt wie Musik in meinen Ohren.
In Zahlen: Stil: 5/5 | Idee: 5/5 | Umsetzung: 5/5 | Figuren: 4/5 | Plot-Entwicklung: 4/5 | Tempo: 5/5 | Tiefe: 4/5 | Komplexität: 5/5 | Lesespaß: 5/5
Jo Nesbø – Blood On Snow: Der Auftrag
OT: Blod på snø (2015)
übersetzt aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob
September 2015 bei Ullstein
Broschur | 192 Seiten | 12,99 EUR
Genre: Thriller
Reihe: Blood On Snow #1
Schauplatz: Oslo (Ende der 1970er Jahre)
Ach Philly, wenn dich das Buch derart umgehauen hat, komme ich nicht herum. Jetzt muss ich wirklich was von Nesbø lesen, dabei dachte ich, hinter dem mickrigen Klappentext und bei der geringen Seitenzahl werde ich schon nichts versäumen. Die Wunschliste dankt's dir!
Du weißt, ich helfe gern! 😉
Mir ging es ja wie Dir, ich hab nach dem Klappentext nicht viel erwartet und zack! 😀 Aber bei der geringen Seitenzahl bist Du auch flink durch, bei mir war es ein Sonntagnachmittag, ergo liegt das Buch nicht lange herum und es fällt zeitlich gar nicht auf, wenn man es liest, man kann es quasi am SUB vorbeischmuggeln! 😀 😉
Ich stehe aber auch gerade ganz arg auf die hard-boiled/noir/pulp-Schiene und da sind die Storys üblicherweise so kurz, auch weil man eben auf den ganzen Putz verzichtet. Schöne Sache und eine willkommene Abwechslung zu den ganzen Boygroup-Thrillern! 😉
Ok, überredet…ich muss das Buch wohl lesen 😀 wollte ja eh mal was (für mich) komplett anderes probieren, vielleicht sollte ich hier mal ansetzen 🙂
Liebe Grüße
Jule
Einen Versuch ist es wert!! 😉
Hallo!
WOW WOW WOW – wieso war ich nicht schon früher hier?`Agatha Christie, Jo Nesbo und dann hab ich auch eines meiner Wunschbücher "Federspiel" hier entdeckt – gaaaaanz mein Buchgeschmack!
"Blood on Snow" hab ich soeben gelesen und war mehr als begeistert – 192 Seiten Thriller pur 😀
Liebst Nicole
Ja, mensch, wo warst du denn die ganze Zeit? 😀 Freut mich sehr, dass du hierher gefunden hast!
Ich fürchte ich sollte dem Autor doch noch mal eine Chance geben. Habe vor Ewigkeiten Der Fledermausmann von ihm gelesen und wäre vor Langeweile fast eingepennt. 🙁 Blöder Weise hatte ich mir auch gleich schon den zweiten Band gekauft, den ich seitdem nicht mehr angerührt habe. Verständlich, oder? 😉 Hast du den Feldermausmann eigentlich auch gelesen?
Ach, ich bin jetzt echt unschlüssig. :/
Nein, leider, der Flattermann steht bei mir noch ungelesen im Regal (bzw. liegt immer noch in einer der Bücher-Umzugskisten…aber das ist ein anderes Thema ^^) und ich bin mir relativ sicher, dass die Harry Hole-Krimis ein ganz anderes Kaliber sind als dieser Thriller hier. Ich will die Reihe um Harry Hole aber schon seit Jahren anfangen, ich komme nur einfach nicht dazu. Aber lange Rede, kurzer Sinn, vermutlich lohnt es sich, Nesbo mit Blood On Snow noch einmal anzutesten, auch wenn dir der Fledermausmann nicht gefallen hat. Sagt mein Bauchgefühl. 😉 Und das Argument für Zweifler schlechthin, es sind nur 192 Seiten, das hast Du an einem Nachmittag durch und hinterher weißt Du dann, ob Du mit Nesbo abschließen kannst oder nicht! 😀
Umzungskisten? Oh nein! Etwa noch "Chaos"? 🙁
Okay, du hast Recht. Ich teste das einfach mal aus. *Auf Wunschliste notiert*
Danke für die Entscheidungshilfe. ♥
Immer gern! 😀
@Umzug: Ja, meine Bücher müssen noch in den Umzugskisten ausharren, weil ich noch keine Bücherregale habe, in die sie reinkönnen, bzw. das Arbeitszimmer, in dem die Bücherregale aufgebaut werden sollen, ist noch nicht fertig, das war während des Kücheneinbaus unsere Impro-Küche, dann Abstellraum und jetzt fehlt uns die Zeit und der Alltag hat uns wieder, um da endlich mal mit dem Zimmer fertig zu werden, damit man es als Arbeitszimmer einrichten kann. Naja, ich sehe das nicht wirklich vor Weihnachten passieren. Eher im Januar oder so… 🙁 Aber naja, zwei Kisten habe ich letztens aus der Wand aus Kartons herausgezerrt und zum Glück die SUB-Bücherkisten erwischt! 😀 Also an ein paar Bücher komme ich erstmal wieder ran, aber eben nur an zwei Kisten von zwanzig. Und es bringt auch nichts, die Kisten jetzt alle rauszuzerren und alles rauszurupfen, dann macht noch mehr Chaos. Also harre ich schön aus und häufe stattdessen einen neuen SuB an. Ist nur doof, weil ich im Mai einige Bücher verpackt habe, die ich eigentlich noch in diesem Jahr lesen wollte, ich hätte halt nicht gedacht, dass es so lange dauert, bis sie wieder ans Licht dürfen. Traurige Sache das. #luxusproblem 😉
Das ist echt Mist. :/ Kann mir gut vorstellen, dass man nach Feierabend da auch keine Lust mehr zu hat ein Zimmer fertig zu bekommen. Ich spreche da aus Erfahrung. 😉 Ich denke, wenn ich "damals" als ich umgezogen bin, noch mehr hätte machen müssen, wären die Bücher auch stehen geblieben und nach der Arbeit noch schuften?! Nö! 😉 Ich hatte das Glück, dass die Wohnung schon komplett renoviert war und auch eine Einbauküche hatte,bzw. immer noch hat. Da mussten dann "nur" die Möbel reingestellt und die ganzen Kleinigkeiten ausgeräumt werden.
Bei meinem Glück hätte ich mich an deiner Stelle bestimmt durch sämtliche Kisten wühlen müssen, bevor ich überhaupt erst die SuB Bücher gefunden hätte. 😉 Das ist dann doch mal Glück im Unglück. 😉 Die Bücher, die du eigentlich dieses Jahr lesen wolltest, liest du dann eben nächstes Jahr. Die werden ja glücklicher Weise nicht schlecht. 😉 Aber ich kann schon verstehen, dass das ärgerlich ist. Es gab doch glaub ich Verzögerungen mit der Küchenlieferung, oder? Oder bringe ich da wieder was durcheinander?
Ja, genau, unsere neue Küche kam mit gut drei Wochen Verzögerung, deshalb wurde das Arbeitszimmer zur Behelfsküche umfunktioniert und ist dadurch ein wenig auf der Strecke geblieben. Wir haben in der neuen Wohnung ja auch die Bäder mehr oder weniger neu gemacht und uns fast komplett neu eingerichtet, danach war dann einfach die Luft raus, da wollten wir nicht mehr, kein Möbelhaus, kein Putzlappen, und leider auch kein Bücherregal. Wir mussten ja auch auf die Wohnwand fürs Wohnzimmer ewig warten, die kam auch erst 6 Wochen, nachdem wir schon umgezogen waren, also blieben von Anfang an erstmal viele Kisten verpackt, weil bis auf den Kleiderschrank gar keine Schränke in der Wohnung waren, in die man den Inhalt der Kisten hätte räumen können. 😀 Jaja, macht schon Spaß so ein Umzug. Ich sag ja, damals vom Kinderzimmer ins erste eigene Heim und danach als Azubi in eine andere Wohnung, das war alles noch easy, da hatte man kaum Krempel, was halt so in ein Zimmer passt. Aber inzwischen, mit einer ganzen Wohnung und seinem Hausrat umziehen, bäh, da möchte man wirklich gerne sesshaft werden, weil man den ganzen Krempel nicht noch einmal ein- und auspacken möchte! 😀
Oh schei*e, da ist aber auch alles schief gegangen, was schief gehen konnte. -.- Völlig verständlich, dass irgendwann die Luft raus ist. Wenn man sich ständig bei IKEA wiederfindet , hätte ich auch irgendwann keinen Bock mehr. Aber ich steh ja auch generell nicht so auf Möbelhäuser. 😉
Als ich umgezogen bin hat mein Bruder schon genölt, wie eine Person so viel Kram haben kann. Das ist aber schon ein paar Jährchen her. Ich möchte gar nicht wissen, wie es wird, wenn ich mal erneut umziehen muss, denn meine Bücher haben "Babys" bekommen. 😉 Und auch ansonsten hat sich jede Menge Zeug angesammelt. Da fällt mir ein: Ich sollte vielleicht mal wieder ausmisten. 😉
Wir haben auch festgestellt, dass ich deutlich mehr Kram habe als mein Freund. 😀 Wenn man es mal im Verhältnis darstellen will, wären vermutlich 5 Kisten mit unserem gemeinsamen Krempel, 5 Kisten für ihn und 10 Kisten für mich herausgesprungen! 😀 Aber in reellen Zahlen: allein meine ganzen Bücher haben 20 Kisten belegt…
Puh, nee, ich mag Möbelhäuser auch nicht sonderlich, nur ganz kurz rein und wieder raus, und bitte ohne Menschen! 😀
@Möbelhäuser: Ganz schnell raus, ja… aber mit tausend Duftkerzen. 😉 Jedenfalls geht mir das so. 😉
Ich staune über die zwanzig Kisten. Ich denke bei mir würden da auch einige Bücherkisten zusammen kommen. Aber zum Glück habe ich in absehbarer Zeit absolut nicht vor umzuziehen. 🙂
Hallöchen,
eine tolle Rezension, ich bin bei dem Buch ganz deiner Meinung 🙂
Falls du mal rein schauen magst, hier meine
Rezension
Habe deine Rezension verlinkt bei mir, hoffe das ist ok.
Fühl dich gedrückt!
Nadine ♥
Das ist mehr als ok, ich freu mich, danke! 🙂
Ich glaube, mir hat das Buch ein paar Ecken mehr gefallen als Dir! 😀