In ihrer Kolumne »Miss Marples Krimitipps« schreibt die Buchhändlerin Cornelia Hüppe einmal im Monat ihre aktuellen Krimi-Empfehlungen nieder, erzählt, welche Autoren sie begeistert, welche Geschichten sie fasziniert haben.
Dieses Mal mit dabei: Elisabeth Herrmann, Tom Cooper und Cilla & Rolf Börjlind.
Elisabeth Herrmann – Totengebet
Im Februar war es endlich wieder soweit: Ein neuer Kriminalroman von meiner Lieblingskrimikönigin Elisabeth Herrmann! Und was mich besonders freut, es ist wieder ein Buch mit meinem Lieblingsduo Joachim Vernau und Marie-Luise, sie sind einfach unschlagbar.
Das Besondere an den Büchern von Elisabeth Herrmann ist, sie hat immer eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Ein Thema, das ihr sehr am Herzen liegt, wird in eine spannende Kriminalgeschichte verpackt und ich bin der Meinung, das ist genau ihre Stärke und hat sie auch zu DER erfolgreichsten deutschen Krimiautorin gemacht. Ihr gelingt es immer wieder, den Leser an gewisse Dinge heranzuführen und zwar ohne erhobenen Zeigefinger. Man wird beim Lesen ihrer Bücher immer sehr nachdenklich und anschließend so angefixt, und begibt sich weiter auf Recherche, denn sie hat so viel in ihren Büchern angestoßen. Sie greift Themen auf, die so nah sind und trotzdem nicht die gebührende Beachtung gefunden haben, dafür liebe ich sie seit ihrem ersten Band »Das Kindermädchen«.
Im neuen Buch bekommt der gute Joachim Vernau ganz schön was auf die Mütze. Er erwacht in einem Krankenhaus, kann sich jedoch nicht erinnern, warum er da liegt. Er soll einem Mann geholfen haben, der von mehreren Männern bedrängt wurde. Und Vernau wird plötzlich zum Berliner Helden. Doch er hat ganz andere Sorgen, denn seit diesem Vorfall geistert eine junge Frau mit Davidstern durch seinen Kopf und die Frage stellt sich, hat sie etwas mit den Morden zu tun, die anschließend passieren?
Ihm gelingt es, diese Frau kennenzulernen, doch dadurch gerät er plötzlich auch unter Mordverdacht. Er verlässt in letzter Sekunde Berlin und geht nach Tel Aviv, da er die Hoffnung hat, dort jenen Menschen zu finden, der ihn entlasten kann. Doch er hat es wirklich nicht leicht, denn in Tel Aviv wird er durch seine Recherchen in ein vergessenes Verbrechen hineingezogen, das sich vor über 30 Jahren in einem Kibbuz ereignet hat …
Elisabeth Herrmann – Totengebet | Goldmann Verlag | 9,99 EUR
Tom Cooper – Das zerstörte Leben des Wes Trench
Um es vorweg zu nehmen, nein, bei diesem Buch handelt es sich um keinen Krimi im klassischen Sinne, es ist vielleicht eher ein Abenteuerroman, ergo fällt das Buch in die Schublade Spannungsliteratur und dort befinden sich auch die Krimis.
Entscheidend jedoch ist, es ist eines der allerschönsten Bücher, das ich in den vergangenen Monaten gelesen habe und im Laufe des Lesens habe ich mir immer mehr Zeit gelassen, denn ich wollte es einfach nicht beenden.
Das Buch lebt von den wechselnden Erzählperspektiven, die sehr intelligent miteinander verzahnt werden. Wir lernen Wes Trench kennen, der mit seinem Vater im Bayou versucht, vom Shrimpsfang zu leben. Er fährt mit ihm jeden Tag auf See, obwohl er ihn hasst und wütend auf ihn ist, denn er macht ihn für den Tod seiner Mutter verantwortlich, die während des Sturms Katrina ums Leben kam. Irgendwann hält er es nicht mehr bei ihm aus und heuert bei Lindquist an, der auch sehr verbittert ist und durch die Trennung von seiner Frau und den Verlust seines Armes immer mehr in Alkohol und Drogen versinkt.
Doch er hat die Idee, einen versunkenen Piratenschatz zu heben und Nacht für Nacht fährt er mit seinem Boot in die Sümpfe, wo er den Schatz vermutet, und gräbt unaufhörlich. Da kommen dann die Zwillinge Reginald und Victor Toup ins Spiel, denn genau dort im Delta haben sie versteckte Grasfelder und Angst um deren Entdeckung und ihren dadurch entstehenden finanziellen Verlust.
Dies sind die wichtigsten Hauptpersonen und Tom Cooper hat mit seinem Debütroman diese unterschiedlichen Erzählperspektiven auf eine einfach grandiose Weise zusammengeschmolzen, was auch an seiner unglaublich feinen und lebendigen Sprache liegt. Durch sie fühlt sich der Leser mitten in das Geschehen verpflanzt, man lebt mit den Personen, mit ihren Eigenheiten, ihrem gewissen Charme. All diese Personen leben einen Traum, trotz ihrer Schicksalsschläge und Enttäuschungen, sie kämpfen immer weiter für die Realisierung ihrer Träume und aus den Poren der Zeilen erreicht den Leser auch dieser starke Optimismus der Personen: Kämpfe und glaube an ein besseres Leben. Man zittert, weint und lacht mit Wes, mit Lindquist und mit den Zwillingen. Dazu kommen auch diese unglaublich starken Beschreibungen der Natur, der Sumpflandschaften um New Orleans.
Mein Fazit: Auch wenn es sich vielleicht etwas pathetisch anhört: Es ist einer der großartigsten und wuchtigsten Südstaatenromane!
Tom Cooper – Das zerstörte Leben des Wes Trench | Ullstein Verlag | 22,00 EUR
Cilla & Rolf Börjlind – Die Strömung
Da ich schließlich Krimibuchhändlerin bin, gibt es zum Abschluss einen besonders guten schwedischen Krimi. Soeben ist der 3. Band dieses starken schwedischen Autoren-Ehepaares Börjlind erschienen. Für mich sind die Zwei auch eine ganz wichtige Entdeckung und in einem Atemzug mit Hjorth/Rosenfeldt zu nennen. Oder sollte ich nicht zuerst die Börjlinds nennen …
Der Fall ist für die Ermittler sehr grausam, denn ein dreijähriges Mädchen wird im Sandkasten ermordet, Genickbruch. Kurz darauf wird wieder ein Kind auf die gleiche Weise getötet. Die Ermittler kommen bald dahinter, dass es eine weitere Verbindung zu einem Mord an einer Prostituierten geben könnte, der einige Zeit zurück liegt. Das ist ausgerechnet der Fall, den Ex-Polizist Tom Stilton versucht hat aufzuklären, doch dann kam sein Zusammenbruch und der Fall blieb unaufgelöst. Schafft er es jetzt?
Wie schon die beiden Vorgänger lebt auch dieser Krimi wieder von den überraschenden Wendungen, immer wieder wird der Leser auf eine falsche Fährte geschickt und ist quasi gezwungen, das Buch in einem Rutsch zu lesen.
Cilla & Rolf Börjlind – Die Strömung | btb Verlag | 19,99 EUR
© Texte verfasst von Cornelia Hüppe
Die Autorin dieser Kolumne:
Cornelia Hüppe ist die Inhaberin der Berliner Krimibuchhandlung »Miss Marple«. Sie hat nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin BWL studiert, 8 Jahre in dem neuen Beruf gearbeitet und fand es ganz scheußlich. Sie wollte »back to the roots« und eröffnete 2002 die »Miss Marple«.
Guten Morgen ♥
Bin gerade über euren Blog gestolpert und bin begeistert. Farblich ist er zwar eher schlicht, aber das Design gefällt mir sehr gut 🙂 Bin direkt Followerin geworden und freue mich schon über eure Beiträge!
Liebe Grüße
Charleen
Vielen lieben Dank, das freut mich ungemein! 😀 Ich hoffe, Du wirst hier fündig, viel Spaß!! 🙂
Huhu Liebes,
hach ich liebe diese Kategorie. Toll finde ich vor allem, dass bei dir auch mal Krimis und Thriller auftauchen, die noch nicht in aller Munde sind, da hat man dann die Möglichkeit, wirklich auch mal was zu entdecken.
Diesen Monat ist zwar nichts für mich dabei, aber meine Wunschliste platzt sowieso schon aus allen Nähten, daher ist das vielleicht auch gar nicht schlecht 🙂
Alles Liebe, Nelly
Hey Nelly! 🙂
Das freut mich und Miss Marple riesig, danke für die Blumen!! 😀