Miss Marples Krimitipps

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In ihrer Kolumne »Miss Marples Krimitipps« schreibt die Buchhändlerin Cornelia Hüppe einmal im Monat ihre aktuellen Krimi-Empfehlungen nieder, erzählt, welche Autoren sie begeistert, welche Geschichten sie fasziniert haben.

Dieses Mal mit dabei: Richard Lange, Caryl Férey und Viveca Sten.


Buchcover orange
© Heyne Verlag

Richard Lange – Angel Baby

Immer wieder stelle ich fest, ich habe außergewöhnliche, tolle Kunden, denn diejenigen, die eine Krimibuchhandlung aufsuchen, sind echte Insider und zeichnen sich durch ein unglaubliches Fachwissen und Know-how aus und im Laufe der vielen Jahre bekam Miss Marple gerade von ihren Kunden super Tipps und so auch in diesem Fall. Ein Kunde schnappt sich »Angel Baby« vom Novitätentisch, liest es völlig begeistert und leiht seiner Krimibuchhändlerin (!) das Buch aus, was an sich doch schon eine irre Geschichte ist, oder?

Mehrere Hauptpersonen gestalten diesen spannenden Thriller, u.a. ein mexikanischer Drogenboss mit seiner Geliebten, ein Auftragskiller sowie ein korrupter Bulle, jede Hauptperson hat ihr persönliches Ziel vor Augen und all diese Personen mit ihren unterschiedlichen Zielen werden von dem Autor verzahnt und es entsteht eine unglaublich spannende und rasante Geschichte.

Über all diese Personen möchte ich am liebsten noch ganz viele Worte verlieren, doch ihr sollt »Angel Baby« alle selber lesen. Für mich persönlich war Luz, die Geliebte des Drogenbosses, die aus der Beziehung ausbrechen will um auch ihre Tochter wieder zu sehen, von der ihr Geliebter nichts weiß, eine ganz aufregende Figur. Sie bricht erfolgreich aus, wenn auch gewaltsam, mit Geld und Waffen und ist auf der Flucht. Die zweite Figur, die für mich spannend war, ist der Bulle Thacker, der total korrupt ist, scharf aufs Geld und dadurch jeden ohne Skrupel ans Messer ausliefert, nur um davon zu profitieren.

Was Richard Lange mit seinem Buch schafft, ist die Frage nach der wahren Moral, ich ertappte mich beim Lesen immer wieder dabei, das ich dachte, mit diesem fiesen Typ darf ich doch keine Sympathie haben… Lange schafft es zu zeigen, es gibt keine »Schwarz-Weiß-Welt«, es ist auch oft der Lebensumstand der einen zu vielleicht nicht legalen Dingen zwingt, gerade in Mexiko, all jene die »Tage der Toten« von Winslow gelesen haben, wissen, was ich meine. Beim Lesen spielte sich bei mir die ganze Zeit ein Film ab, wir Leser werden atemlos durch das Buch geführt, wir hetzen durch ganz Mexiko bis in die USA und dieses in einem Zug, man kann das Buch gar nicht weglegen.

Zum Schluss ein Dank an meinen Kunden, der es immer und immer wieder schafft, ein Juwel aus dem Regal zu ziehen und folglich Miss Marple wertvolle Tipps gibt!

Richard Lange – Angel Baby | erschienen im Heyne Verlag | EUR 9,99

 

Cover Caryl Ferey
© Limes Verlag

Caryl Férey – Jähzorn

Mit diesem Buch möchte ich ein kleines Meisterwerk vorstellen. Vor vielen Jahren bin ich auf den Autor durch sein Buch »Zulu« aufmerksam geworden, der damit zahlreiche Literaturpreise gewann, leider ist dieses Buch seit langem vergriffen.

Nun erschien endlich ein neuer Kriminalroman von ihm und Miss Marple hat es sofort neugierig gegriffen und wurde nicht enttäuscht. In dem Buch steht Rubén Calderon im Mittelpunkt, der Privatdetektiv in Buenos Aires ist und zwar Spezialist für die »Verschwundenen« ist, also all jene, die während der Militärdiktatur 1976- 1983 in Argentinien verschwunden sind, interessant ist auch die Vita des Detektivs, denn sein Vater, ein bekannter, regimekritischer Dichter, und seine Schwester wurden 1976 gefoltert und entführt. Rubén erhält eines Tages einen Auftrag von Jana, eine indianische Bildhauerin, er soll einen Mord im Prostituiertenmilieu aufklären. Jana selber ist auch eine sehr interessante Figur, denn sie gehört dem Volk der Mapuche an, der indigenen Bevölkerung Chiles und Argentiniens, die verfolgt wurden.

Das Buch lebt auch von der unglaublichen Sprache des Autors und bietet dem Leser einen Einblick in die dunkle Geschichte Argentiniens sowie auch die fragwürdige Gegenwart Argentiniens. Dabei lässt er die Krimihandlung nie aus dem Auge und als Leser will man einfach nur weiterlesen.

Caryl Férey – Jähzorn | erschienen im Limes Verlag | EUR 9,99

 

Cover Sten
© KiWi Verlag

Viveca Sten – Tod in stiller Nacht

Miss Marple gibt öffentlich zu, sie hat auch eine Zuneigung zu ruhigeren und auch etwas romantischeren Krimireihen, manchmal braucht sie etwas fürs Herz… So wie die Krimis von Viveca Sten, die fast ausschließlich auf Sandhamn einer kleinen Schäreninsel spielen. Miss Marple mag die Protagonisten, die Landschaft, das ist wie nach Hause kommen, mit jedem Band möchte sie wissen, wie es den Familien geht. Doch natürlich geht es auch um den Krimi, die immer eine gute Handlung und Konstruktion aufweisen.

Mit »Tod in stiller Nacht« ist mittlerweile der 6. Band erschienen und nachdem der Vorgänger nicht ganz so überzeugend war, hat Viveca Sten wieder einen richtig guten herausgehauen.

Auf Sandhamn wird am 1. Weihnachtstag die Leiche einer Journalistin gefunden, die Ermittlungen zeigen sehr bald, dass es sich bei dem Opfer um eine prominente Kriegsberichterstatterin handelt, die zahlreichen Morddrohungen ausgesetzt war. Da geschieht ein zweiter Mord …

Mit ihrem neuen Fall wird Viveca Sten wieder alle ihre Fans versöhnen und hat alle Erwartungen übertroffen.

Viveca Sten – Tod in stiller Nacht | erschienen im KiWi Verlag | EUR 14,99

 

© Texte verfasst von Cornelia Hüppe


Schaufensterfront Buchhandlung Miss Marple

Die Autorin dieser Kolumne:

Cornelia Hüppe ist die Inhaberin der Berliner Krimibuchhandlung »Miss Marple«. Sie hat nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin BWL studiert, 8 Jahre in dem neuen Beruf gearbeitet und fand es ganz scheußlich. Sie wollte »back to the roots« und eröffnete 2002 die »Miss Marple«.

www.krimi-marple.de

 

2 Kommentare zu “Miss Marples Krimitipps

  • 9. Mai 2015 at 20:02
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    Hey,

    das sind auf jeden Fall wieder interessante Buchtipps. Was ich von Angel Baby halten soll, weiß ich irgendwie nicht so. Da muss ich glaub ich mal den Klappentext und Rezis lesen.

    Jähzorn klingt mir persönlich zu politisch, Militärdiktatur und so weiter klingt für mich nicht so spannend.

    Die ersten…. vier (?) Bücher von Viveca Sten subben bei mir ja auch noch rum. Weiß gar nicht, warum ich die noch nicht gelesen haben. Ich sollte das wohl ganz dringend ändern.

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  • 10. Mai 2015 at 11:04
    Permalink

    "Angel Baby" war echt cooles, leichtes Kopfkino mit tollen Figuren. Ich mag aber auch sehr gern Storys rund um diese mafiösen Strukturen, Drogenbosse, dann gerade die spezielle Grenzsituation Mexiko/USA, das Setting da unten, von der Landschaft her ähnlich wie bei Breaking Bad, und halt diese Note von den Grauzonen, in denen das alles spielt. Ist sicher nichts jedermanns Ding, aber das Buch war erstaunlich "massenkompatibel", fand ich, geht locker als Hollywood-Blockbuster durch.

    Reply

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