In seiner Kolumne “Kriminell Gelesenes ” stellt der Autor Martin Krist regelmäßig zum Monatsende seine aktuellen Lieblingsbücher vor – oder Bücher, die er lieber nicht gelesen hätte.
Dieses Mal mit dabei: Lee Child, Max Annas und Arturo Pérez-Reverte.
Lee Child – Die Gejagten
Für gewöhnlich ist Jack Reacher ein Mann mit gesunden Instinkten. Diesmal allerdings folgt er einem Gefühl – und reist seit mehreren Bänden schon quer durch die Staaten, um seiner Nachfolgerin auf dem Posten des Majors im Militärstützpunkt der 110th einen Besuch abzustatten. »Ihre Telefonstimme hatte ihm gefallen. Das war alles. Er hatte dahinter eine interessante Persönlichkeit gespürt. Diese Frau wollte er kennenlernen. So einfach war das.«
Ganz so einfach ist das natürlich nicht.
»Never go back« heißt »Die Gejagten« im Originaltitel, und der Name ist Programm. Denn nicht nur, dass Major Susan Turner bei Reachers Ankunft in Haft sitzt, weil sie sich angeblich hat bestechen lassen. Reacher, Reservist in spe, wird reaktiviert und sogleich verhaftet, um ihn vors Militärgericht zu stellen. Vor 16 Jahren soll er im Dienst einen Mann zu Tode geprügelt haben, außerdem hat er plötzlich eine Unterhaltsklage am Hals. An nichts von beidem – weder Mord noch Kind – kann er sich erinnern, dummerweise schenkt ihm niemand Glauben.
Doch Reacher hält’s mit Trotzki, der sagte laut ihm: »Wenn man einen Gegner nicht zur Vernunft bringen könne, müsse man seinen Kopf Bekanntschaft mit dem Gehsteig machen lassen. Er war ein Mann mit gesunden Instinkten.« Was letztlich auch für Reacher gilt.
Flott, hart, direkt – Reacher. Wie immer ein Vergnügen.
Übrigens: Ab 10. November läuft »Die Gejagten« als »Kein Weg zurück« (zum Trailer) im Kino. Mit Tom Cruise als 2-Meter-Hüne. Na ja …
Lee Child – Die Gejagten | erschienen bei Blanvalet | Euro 19,99
Max Annas – Die Mauer
Ein Einbrecherpärchen, das eine Leiche in der Gefriertruhe findet, bevor es sich vor den überraschend heimkehrenden Hauseigentümern im Schlafzimmerschrank verstecken muss – das führt zu einigen absurden Situationen, die zweifellos etwas von einer Screwball-Komödie haben.
Wäre da nicht Moses, ein schwarzer Student, der auf dem Heimweg von seinem Professor mit dem Auto liegenbleibt und Hilfe in einer nahe gelegenen Gated Community sucht – in der sich ausgerechnet obiges Einbrecherpärchen auf Diebestour befand. Wie nicht anders zu erwarten, eröffnen die rassistischen Weißen die Jagd auf den unbescholtenen Eindringling, was es für das Pärchen im Schrank umso schwieriger macht, unentdeckt zu entkommen.
Annas’ zweiter Thriller bietet nicht nur Spaß, Spannung und ein ungeheures Tempo, sondern auch einen Spiegel, den er dem Leser in diesen von Angst, Vorurteilen und Rassismus geprägten Zeiten vor Augen hält – und das auf gerademal 220 Seiten. Mehr geht wirklich nicht. Auch wenn der Preis – 12 Euro – mehr als happig ist. Muss auch mal gesagt sein.
Max Annas – Die Mauer | erschienen bei Rowohlt | Euro 12,00
Arturo Pérez-Reverte – Königin des Südens
Mitnichten eine Novität, sondern bereits unter gleichem Titel 2004 im List Verlag veröffentlicht. Der Suhrkamp Verlag, der sich seit geraumer Zeit um hochwertige Spannungsliteratur bemüht, hat »Königin des Südens« neuaufgelegt.
Ausgewiesen als »Thriller« ist das Buch allerdings weitaus mehr: ein episches Bio-Pic, das noch dazu auf einer wahren Begebenheit beruht: auf dem Leben der mexikanischen Drogenhändlerin Sandra Ávila Beltrán, die bis zu ihrer Verhaftung als wichtigste Frau in einer von Männern beherrschten Branche galt.
In dem Buch heißt sie Teresa Mendoza, die sich ein schönes Leben macht an der Seite vom Güero Dávila, der Koks fürs Juárez-Kartell schmuggelt. Als er auf eigene Faust zu handeln beginnt, wird er aus dem Weg geräumt – und fortan steht auch Teresa auf der Abschussliste. Sie flieht nach Europa, wo sie schon bald in die Fußstapfen ihres Freundes tritt, so raffiniert, rücksichtslos und mächtig wie niemand zuvor.
Was Arturo Pérez-Reverte auf 550 Seiten erzählt, ist garantiert nichts für eine schnelle Zwischendurch-Lektüre. »Königin des Südens« verlangt Zeit und Muße, bietet dafür aber ein mächtiges Epos.
Arturo Pérez-Reverte – Königin des Südens | erschienen bei Suhrkamp | Euro 9,99
© Texte verfasst von Martin Krist
Der Autor dieser Kolumne:
Martin Krist, geboren 1971, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er arbeitete viele Jahre als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Seit 1997 ist er als Schriftsteller tätig. Nach mehr als 30 Sachbüchern, darunter die Biografie über die Hamburger Kiez-Ikone Tattoo-Theo, die Punk-Diva Nina Hagen, den Rap-Rüpel Sido und die Grunge-Ikone Kurt Cobain, schreibt er seit 2005 Krimis und Thriller.
Und meine Einkaufsliste wächst und wächst 😛
Lee Child müsst ich mal bei Bd 1 anfangen und der Tom als 2m Mann, passt doch perrrrfekt *hüst* nicht…aber bin ja eh nicht der Fan von Buchverfilmungen, grad wegen solcher Details 🙁
"Die Königin des Südens" muss ich wohl diesen Monat endlich mal entstauben, wird ja sehr gelobt das Leben der Dame!
Also, das kriminelle Leben der Dame würde ich nicht unbedingt loben wollen. Den Roman über ihr Leben dagegen sehr wohl. 😉
Okay, gut, das Buch – war was blöd formuliert 😛
@Kaisu Ja, den ersten Reacher habe ich hier auch noch ungelesen im Regal stehen, und auf der Leseliste stehen noch zwei andere Titel aus der Mitte der Reihe, mal schauen, wann ich dafür Zeit finde. Aber Laune auf so einen schönen Action-Knaller hätte ich auch mal wieder.
"Königin des Südens" setzt bei mir seit Februar auch schon Staub an! 😉