Miss Marples Krimitipp im März 20.18

In ihrer Gast-Kolumne »Miss Marples Krimitipps« schreibt die Berliner Buchhändlerin Cornelia Hüppe einmal im Monat ihre aktuellen Krimi-Empfehlungen nieder, erzählt, welche Autoren sie begeistert, welche Geschichten sie fasziniert haben.

Dieses Mal mit: Keigo Higashino und »Unter der Mitternachtssonne«


© Tropen bei Klett-Cotta

Keigo Higashino – Unter der Mitternachtssonne

Der Roman beginnt 1973 in Osaka. Dort wird ein Pfandleiher ermordet aufgefunden. Detektiv Sasagaki findet rasch heraus, dass der Sohn und die hübsche Tochter der Hauptverdächtigen ein Schlüssel für die Aufklärung sein könnten. Es ist nicht beweisbar, doch der Detektiv lässt nicht locker. 20 Jahre lässt ihn dieser Fall nicht in Ruhe. Er gibt nicht auf, bis dieser Mord nach der langen Zeit tatsächlich aufgeklärt wird.

Ein Wahnsinnsbuch, Higashino macht das hervorragend! Der Kriminalfall, der Mord an dem Pfandleiher, bewegt sich im Hintergrund und vordergründig lässt er die Geschichten diverser Personen spielen. Die sind zum größten Teil in der ein oder anderen Form miteinander verwoben. Für mich ist dieser Roman auch eine Milieustudie. Er geht ganz tief rein, in die Charaktere, in deren Gedanken und Gefühle. Der Autor erzählt die Geschichten der Personen eher unaufgeregt. Ganz still und fein und ich wurde von dieser Geschichte gefesselt.

Ich beobachte immer wieder beim Lesen japanischer Krimis, die Autoren haben eine ganz andere Herangehensweise. Sie erzählen sehr detailliert von der Gesellschaft und bauen deren Problematik sowie den Krimispannungsbogen ganz sachte auf. Und am Ende löst sich alles plausibel und überraschend.

Higashino beleuchtet auch die Psychologie, der Leser »versteht«, warum es zu dem Mord kam. Beim Lesen hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, ich bin eine Beobachterin, die sich in den jeweiligen Räumen befindet. Higashino benutzt eine wunderbare Sprache, sehr präzise und klar. Diesen Ton traf auch die großartige  Murakami-Übersetzerin Ursula Gräfe.

»Unter der Mitternachtssonne« ist wieder ein Beweis dafür, ein Kriminalroman kann durchaus literarisch und gesellschaftskritisch sein und trotz des leisen Tonfalls, den Higashino wählt, ist die Spannung kaum zu ertragen.

 

Keigo Higashino – Unter der Mitternachtssonne | Tropen bei Klett-Cotta | Euro 25,00

 

 

© Text verfasst von Cornelia Hüppe


Schaufensterfront Buchhandlung Miss Marple

Die Autorin dieser Kolumne:

Cornelia Hüppe ist die Inhaberin der Berliner Krimibuchhandlung »Miss Marple«. Sie hat nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin BWL studiert, 8 Jahre in dem neuen Beruf gearbeitet und fand es ganz scheußlich. Sie wollte »back to the roots« und eröffnete 2002 die »Miss Marple«.

www.krimi-marple.de

 

2 Kommentare zu “Miss Marples Krimitipp im März 20.18

  • 15. März 2018 at 14:28
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    Mir gefällt der Lebensweg von Frau Hüppe. Die Krimibuchhandlung ist für Viele etwas ganz besonderes. Ich mag auch ihre Vorschläge bei ZIBB. Auch ihre Lesungen sind interessant. Im April werde ich auch eine Lesung besuchen und darauf freue ich mich schon sehr.

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  • 16. März 2018 at 19:03
    Permalink

    Sehr cool! Vielen Dank für den Tipp!
    Wenn ich mal in Berlin bin, möchte ich auf jeden Fall mal vorbei kommen. 🙂

    Reply

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