Horst Eckert – Der Preis des Todes

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In seinem neuen Roman »Der Preis des Todes« erzählt Horst Eckert genaugenommen eine Dreiecksgeschichte. Die von König Wirtschaft, Hofnarr Politik und Mätresse Medien. Und auch wenn mich dieser Politthriller stilistisch dieses Mal nicht richtig mitgezogen hat, so sind sein Inhalt und sein Thema doch so gewichig, dass ich es sehr mochte, einen Roman zu diesem Thema zu lesen.

 

Auf dem Weg nach oben

Aber erstmal auf Anfang. »Der Preis des Todes« widmet sich also den Verstrickungen und dem Machtgefüge von Politik, Wirtschaft und den Medien. Lobbyismus und Einflussnahme sind hier ein Thema. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Fernsehjournalistin Sarah Wolf, die beruflich wie privat gerade auf einer richtig guten Welle schwimmt. Moderatorin ihrer eigenen Polit-Talkshow im Öffentlich-Rechtlichen und eine sommerlich-frische Beziehung zu einem Mann, der Regierungsbeamter ist. Staatssekretär, »ihr Staatssekretär«, wie sie ihn besitzanzeigend nennt. Christian Wagner nennen ihn alle anderen.

Sarah Wolf lernt man als ehrgeizige, aufstrebende und souveräne junge Frau kennen. Auch Staatssekretär Christian Wagner passt in dieses Bild. Er ist in seiner Position dem Gesundheitsminister unterstellt und ebenso jung, ehrgeizig und aufstrebend wie Sarah Wolf selbst. Ein zweifellos medientaugliches Paar. Man sieht die Homestory in der Bunten schon vor sich. Aber noch hält Sarah ihre Beziehung geheim. Eine Politjournalistin und ein Staatssekretär? Sarah fürchtet um ihren Ruf, um unterstellte Interessenkonflikte und ein Infragestellen ihrer Integrität. Ihre Karriere ist ihr wichtig.

 

Ganz nach unten

Bis Christian Wagner ermordet wird. Und das kurz nachdem Gerüchte um eine Verbindung des Staatssekretärs zu dem privaten Krankenhauskonzern Sanax die Runde machten. Der Klinikriese ist auf Expansionskurs, hat weltweite Verbindungen im Gesundheitswesen. Sanax engagiert sich auch in der Flüchtlingshilfe und unterhält beispielsweise in dem größten Flüchtlingslager der Welt, in Dadaab im Nordosten Kenias, eine hochmoderne Klinikanlage, um die Menschen dort zu versorgen.

Das Flüchtlingslager in Dadaab beherbergt so viele Menschen, dass es die Ausmaße einer eigenen Stadt angenommen hat. Menschen werden dort geboren, Menschen sterben dort. Eine eigene Welt. Ein vergessene, eine ignorierte. Ein Ort, den man so wenig dort haben möchte, dass keiner mehr hinsieht.

 

Der Preis des Lebens

Bringt man das alles zusammen, die Fernsehjournalistin Sarah Wolf, den Mord an dem Staatssekretär Christian Wagner, den Klinikkonzern Sanax und das Flüchtlingslager in Dadaab, dann hat man die vier Eckpfeiler von »Der Preis des Todes«. Sarah Wolf will den Tod an ihrem Staatssekretär aufklären, nutzt dazu ihre journalistischen Möglichkeiten, recherchiert, reist, gerät in Gefahr. Da Christian Wagner aber nicht die einzige Leiche im Roman bleibt, gibt es auch polizeiliche Ermittlungen, ein Kommissar mit einer Krebserkrankung im Endstadium spielt hier eine Rolle. Tote Frauen, tote Staatssekretäre, alle hatten Verbindungen in Regierungskreise, nach Afrika oder zu Sanax.

Es ist für Sarah Wolf zunächst die Suche nach dem Mörder ihres Freundes und entwickelt sich bald zu einer Recherche über organisierte, verbrecherische Machenschaften, die von hohen Tieren in Wirtschaft und Politik gedeckt und gefördert werden und die den Preis menschlichen Lebens verhandeln.

 

Beziehungen

Das ist thematisch alles so dicht und gründlich zusammengetragen, dass ich es, wie eingangs schon festgehalten, sehr mochte, einen Roman zu diesem Thema zu lesen, über die Beziehungen von deutscher Politik, den Medien und der Wirtschaft. Auch der Einblick in die Prozesse und Entscheidungsfindungen der Öffentlich-Rechtlichen und ihrer Polit-Talkshows war erhellend, sehr vorstellbar und man konnte zwischen der Fiktion doch recht gut einige wahre und treffende Beobachtungen herauslesen. Authentisch waren diese Szenen sicher nicht zuletzt auch deshalb, weil Horst Eckert selbst viele Jahre für den WDR als Fernsehjournalist tätig war.

Der gesamte Themenkomplex um das Flüchtlingslager in Dadaab war ebenfalls über die Maßen lesenswert. Auch hier wirkte der Roman wieder sehr gründlich recherchiert, sehr wirklichkeitsnah und mit einer klaren Aussage verknüpft.

Was mir dann aber letztlich dieses Mal nicht zugesagt hat, das war die Figurenzeichnung. Die blieb seltsam flach und vor allem austauschbar. Sarah Wolf hätte ebensogut Julia Ritter oder Annabelle Krüger sein können, ihre Figur war beliebig und eher ein Konstrukt als eine Persönlichkeit. Das traf für mein Empfinden auf einen Großteil des Personals zu, die Akteure waren alle insgesamt recht schwach entworfen, hatten wenig Profil und sind mir kaum nahegekommen.

 

Schwerpunktsetzung

Die Figuren waren aber auch nicht das Hauptaugenmerk des Romans, das muss man klar festhalten. Zumindest entstand bei mir dieser Eindruck. Der Roman widmet sich ganz seinem Thema, einmal den kriminellen Machenschaften rund um das Flüchtlingslager, und einmal den Verstrickungen von Wirtschaft, Politik und Medien. Das sind hier ganz deutlich die Schwerpunkte. Welche Figuren vor dieser Kulisse agieren, ist letztlich tatsächlich egal, es ist zweitrangig.

So bleiben die Figuren dann aber auch entsprechend gesichtslos. Und obwohl in der hier dargestellten Dimension von Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit zwangsläufig ein Gefühl von Wut entstehen muss, hat mich die Geschichte, und nennt mich ruhig einen kalten Fisch, nicht gerüttelt, es kam nichts rüber.  Auch einige Dialoge empfand ich fast schon hölzern. Das überrascht, da ich Horst Eckert bisher nicht nur als einen der konstantesten und produktivsten Schriftsteller der deutschsprachigen Kriminalliteratur wahrgenommen habe, sondern auch als einen sehr versierten.

 

Fazit: »Der Preis des Todes« ist ohne Frage thematisch einfach interessant, die Darstellungen der Medien und der Politik sind zu gut getroffen und über die Verstrickungen der Wirtschaft mit eben genannten sollte man so oft es möglich ist, sensibilisiert werden. Vielleicht lag es an mir, vielleicht am Thema, das sehr viel wollte und nicht so ganz in diese Form passte, aber dennoch war trotz der Gewichtigkeit und meiner Zuneigung zum Thema der Roman für meinen Geschmack nur mäßig gelungen umgesetzt. Ein Buch, das mir beim Lesen nicht weh tat, obwohl es das eigentlich sollte (und sicher auch möchte).

 

In Zahlen: Stil: 2/5 | Idee: 4/5 | Umsetzung: 2/5 | Figuren: 2/5 | Plot-Entwicklung: 3/5 | Tempo: 3/5 | Tiefe: 4/5 | Komplexität: 3/5 | Lesespaß: 3/5

 


© Wunderlich Verlag
Horst Eckert – Der Preis des Todes

Originalausgabe

März 2018 bei Wunderlich

Hardcover | 416 Seiten | 19,95 EUR

Genre: Thriller, Polit-Thriller

Reihe: Einzelband

Schauplätze: Berlin, Düsseldorf, Afrika

 

 

 

 

Weitere Besprechungen zu »Der Preis des Todes« u.a. bei:

Der Kultur-Blog: »Horst Eckert hat wieder einen sehr gut konstruierten und realistischen Thriller geschrieben, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.«

Leseschatz: »Er versteht es, auf großartigem Niveau zu unterhalten und nebenbei Bildung zu vermitteln. Der Autor ist wahrlich ein Meister des politischen Thrillers.«

Buchwelten: »Sehr spannend, skrupellos, brutal und einfach nur erschreckend realitätsnah. Horst Eckert in Hochform.«

 

Weitere Besprechung zu Romanen von Horst Eckert auf diesem Blog:

Horst Eckert – Schattenboxer

Horst Eckert – Wolfsspinne

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