Frank Miller – Sin City: Stadt ohne Gnade

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Im ersten Band seiner Graphic Novel-Reihe »Sin City« legt Frank Miller als Autor und Zeichner ein Werk vor, das sowohl erzählerisch als auch gestalterisch glänzt, reizt und imponiert. Ich zumindest war hin und weg, war fasziniert von den unerbittlichen Zeichnungen, die nicht gefallen wollen, sondern das Auge herausfordern und von der Handlung, die genauso unerbittlich und gnadenlos ist. Also willkommen in der »Stadt ohne Gnade«.

 

Marvin und Goldie

Marvin ist ein grobschlächtiger Kerl mit den Körpermaßen eines wuchtigen Eichenschranks und dem Gesicht einer … Ach lassen wir das. Marv sagt von sich selbst, so wie er aussieht, kann er sich nicht einmal eine Frau kaufen. Doch dann ist da Goldie. Sie schenkt ihm eine Nacht, »Engel« nennt Marv sie, weil sie sich auf einen Typen wie ihn einlässt. Einen Typen, der im Knast saß. Der hässlich ist wie die Nächte in Sin City. Der seine Wut nicht kontrollieren kann. Der schlägt bevor er fragt. Nur Frauen, die würde er nie verletzen. Genauso wenig kann er es ertragen, wenn jemand anderes ihnen wehtut. Das macht ihn rasend. Das spürt Goldie. Und deshalb sucht sie Schutz bei ihm.

Marv wird damit in eine Sache hineingezogen, von dessen Ausmaß er keine Ahnung hat. Als er nach den seligen Momenten in Goldies Armen sturzbetrunken einschläft, ahnt er nicht, dass er neben ihrer Leiche aufwachen wird. Getrieben von Schuldgefühlen und dem tiefen Verlangen, endlich wieder einen Sinn in seinem Dasein zu sehen, prügelt er sich durch die Stadt auf der Suche nach Antworten. Warum musste seine Goldie sterben?

Dabei stößt er auf einen Mann namens Kevin, der auf einer Farm lebt und dort ganz eigene Vorlieben auslebt und auf den Namen einer mächtigen Familie, die seit Generationen in Sin City die Fäden zieht, das Geld lenkt und die Behörden kontrolliert.

 

© Cross Cult Verlag
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Als würde ein Noir-Streifen aus seinem Stift fließen

Und das alles liest sich nicht nur wie reinster Noir, das sieht auch genau so aus. In »Sin City – Stadt ohne Gnade« zeichnet Frank Miller, als würde ein Noir-Streifen aus seinem Stift fließen. Die Bilder bilden eine Symbiose zum dem Inhalt, den sie erzählen, das es eine reine Freude ist. Es sind harte und barsche Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu einer harten und düsteren Story. Kompromisslose Figuren, gezeichnet ohne Graustufen. Die Räumlichkeit entsteht nur durch Strukturen oder Muster. Silhouetten charakterisieren die Stadt und ihre Bewohner und immer wieder nimmt Miller geniale Perspektiven ein, um eine Szene darzustellen.

Und dazu schreibt er verdammt pointierte Dialoge, direkt und geradlinig, es gibt weder einen gezeichneten Strich noch ein geschriebenes Wort zu viel. Die Story wird straff erzählt, getrieben von Marvs Suche nach Antworten, später nach Rache und am Ende nach Erlösung. Und das alles mit einer Atmosphäre, die ins Mark geht, ohne dass es viele Worte oder opulente Bilder braucht.

»Sin City – Stadt ohne Gnade« ist dabei eine von drei Geschichten, die in dem Kinofilm »Sin City« aus dem Jahr 2005 verarbeitet wurden. Die Umsetzung von Regisseur Robert Rodriguez (»From Dusk Till Dawn«) geschah unter direkter Mitarbeit von Frank Miller und gibt damit in der Darstellung der Figuren und deren Konflikten sowie der Atmosphäre den Charakter dieser Erzählung vortrefflich wieder.

 

bewertung wortgestalt buchblog 5 sterneFazit: Ein beeindruckend großartiges Stück Zeichenkunst und eine Noir-Story zum Niederknien.

Bewertung: 4,8 Punkte = 5 Sterne

Zeichenstil: 5/5 | Idee: 5/5 | Umsetzung: 5/5 | Figuren: 5/5
Plot-Entwicklung: 5/5 | Tempo: 5/5 | Tiefe: 4/5
Komplexität: 4/5 | Lesespaß: 5/5 | = 4,8 Punkte

 

 

 


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© Cross Cult Verlag

Frank Miller – Sin City: Stadt ohne Gnade

Originalausgabe »The Hard Goodbye« (1993)

Autor: Frank Miller | Zeichnungen: Frank Miller

Übersetzung: Karlheinz Borchert

Cross Cult Verlag | Hardcover | 216 Seiten | EUR 22,00

Reihe: Sin City # 01

 

 

8 Kommentare zu “Frank Miller – Sin City: Stadt ohne Gnade

  • 2. Februar 2017 at 16:48
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    Ich hab deine Meinung ja schon auf insta gesehn und auch wenn ich bisher einen Bogen um die Sin City Reihe gemacht habe (Papierversion), lockt sie mich nun langsam doch. *stift zück* aber erstmal ist Logan dran 😛

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    • 2. Februar 2017 at 16:56
      Permalink

      Ich kann mir vorstellen, dass der Zeichenstil nicht jedermanns Sache ist. Aber die Story allein lohnt schon. Gerade wenn man diese schlanken, hartgesottenen Geschichten mag. Muss mir die Reihe jetzt wirklich gut einteilen, jeden Monat einen Band und nicht alle auf einmal. 😀

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      • 3. Februar 2017 at 10:27
        Permalink

        Ja, ich hab Bilder gesehen. Der Stil ist eigenwillig, aber passt zur Story!

        Reply
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